Der Niedergang des deutschen Ostens nach 1945

Wie sah es jedoch in Ostdeutschland nach Abschluss der Vertreibungen in jenen Jahren aus ? Zeitgleich verfielen, verfaulten, verrotteten und versandeten zehntausende Wohnhäuser, Bauernhöfe, öffentliche Bauten, Burgen und Schlösser, Kirchen, ganze Wasserwege und Wasserstraßen, Fabriken und Bergwerke im gesamten Ostdeutschland. Die Polen, Litauer, Tschechien und Russen brachten es fertig, einst blühende Landschaften im großen Stil und auf breiter Fläche herunterzuwirtschaften, veröden zu lassen und so zu ruinieren. Eine Negativleistung, wie sie in der Geschichte Europas, wenn nicht sogar in der Geschichte der Welt, kein zweites Beispiel findet. Alleine nur im Sudetenland wurden über 1.000 deutsche Dörfer nach 1945 zerstört und planmäßig abgerissen, da es nicht genug Tschechen für eine Neubesiedlung gab und man Angst hatte, dass die rechtmäßigen Eigentümer zurückkehren könnten. Ähnliches vollzog sich auch in anderen ostdeutschen Gebieten. Hinzu kommen zehntausende Wohngebäude und Bauernhöfe die verfielen, da es nicht genügend Polen und Tschechen gab, um die enormen erbeuteten Gebiete flächendeckend zu besiedeln. Im russisch verwalteten Teil Ostpreußens wurde mit Schirwindt sogar eine ganze Stadt abgerissen, an deren Stelle heute nur noch Büsche stehen. Selbiges geschah auch mit der Altstadt von Küstrin an der Oder. Auch wurden in all den Jahren ungezählte deutsche Friedhöfe und Gräber durch Polen, Tschechen und Russen geschändet. So schändeten Sowjets beispielsweise das in Niederschlesien gelegene Grab des Generalfeldmarschalls Gebhard von Blücher, der Napoleon I. einst im Jahre 1815 bei Waterloo schlug.
Die Annektion Ostdeutschlands und die gewaltsame Vertreibung der einheimischen deutschen Bevölkerung, waren ein einzigartiges Verbrechen, mit einschneidenden und überaus beschämenden Folgen auf breitester Front. Was allgemein gerne vergessen wird und besonders auch im Westen in Vergessenheit gerät und grundsätzlich verkannt wird, ist, wie viele Deutsche, oder zumindest teilweise deutschstämmige Menschen mit entsprechendem Bekenntnis, nach Ende von Flucht und Vertreibung mit Ende der 1940er Jahre, nach 1950 dauerhaft in dem Raum zurückblieben, der ab Kriegsende unter polnische Verwaltung kam und zumeist zu polnischen Staatsbürgern wurden.

Diese Anzahl beläuft sich auf die beträchtliche Summe von 1.535.000 Menschen, von denen der Großteil zwischen 1950 und etwa 2010 als Aussiedler und Spätaussiedler in den Westen kamen. Der Großteil dieser Menschen, etwa 1,1 Millionen, lebte in den ostdeutschen Gebieten mit Grenzstand vom 31.12.1937, es kamen aber noch weitere 435.000 Deutsche hinzu, die vor allem in Westpreußen, Posen und Ostoberschlesien beheimatet waren und es zum Teil noch heute sind, sowie auch einige Deutsche in den Karpaten um Bielitz, Saybusch und aus andere Regionen wie Podlachien und Masowien.
Selbst der gegenwärtige polnische Ministerpräsident, Donald Tusk, ist zu 25% deutschstämmig. Seine Großmutter mütterlicherseits war die Danzigerin Anna Liebke, deren Muttersprache das Deutsche war. Diese Deutschen mussten sich aber nach 1945, bzw. nach 1950, als Fremde in ihrer eigenen Heimat fühlen. Besonders die jüngere Generation passte sich an. Zeitgleich nahm auch die Anzahl der verbliebenen Deutschen in Ostdeutschland von Jahr zu Jahr ab. Während des im gesamten Ostdeutschland nach Abschluss der Vertreibungen im Jahre 1950, noch gut bis zu 1,7 Millionen Deutsche gab, verringerte sich diese Anzahl von Jahr zu Jahr weiter dadurch, dass jährlich zehntausende Deutsche als Aussiedler, die ab 1992 Spätaussiedler genannt wurden, freiwillig in den Westen, in die Bundesrepublik, strömten. So verringerte sich die Anzahl der Deutschen auf dem Gebiet der Tschechoslowakischen Republik von 160.000 im Jahre 1950, auf 81.000 im Jahre 1970. Im Jahre 2004 lag die Anzahl der ethnischen Deutschen in der Tschechischen Republik bei 34.000. Ein ähnlicher Rückgang zeichnete sich auch in Schlesien und vor allem in Ostpreußen ab. In letzterem Land Ostpreußen verringerte sich die Anzahl der Deutschen von 160.000 im Jahre 1950, auf nur noch wenige Tausend zur Jahrtausendwende. In Schlesien ging die Anzahl der Deutschen in selbiger Zeit von knapp 800.000 auf knapp 150.000 zur Jahrtausendwende zurück.