"Willst du heilig werden?" - "Oh, nur das nicht!"

"Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen." (Mt 5,17)

Wenn man Jugendliche fragt, ob sie heilig werden wollen, dann verneinen sie das gerne. Es hört sich irgendwie verstaubt oder verklemmt an, „heilig“ zu sein, ein Betbruder oder eine Betschwester, abgehoben von der Wirklichkeit, unnahbar, jemand, der mit dem moralischem Zeigefinger auf andere zeigt usw.

Mir fällt dabei auf, dass das genau dem falschen Gottesbild entspricht, das viele haben: ein super heiliger Gott, abgesondert von den Menschen, unnahbar auf einem Thron, und der wütend seine Blitze auf Menschen feuert, die nicht artig sind, usw.

– Doch in Jesus zeigt Gott uns sein wahres heiliges Gesicht. Er macht sich auf den Weg, kommt zu uns Menschen in den grauen, schweren Alltag, verurteilt uns nicht und steht uns bei in all unseren Nöten. Und das Wichtigste: Er bleibt in der Liebe, selbst dann, wenn wir ihn ans Kreuz schlagen und sagt uns: Weißt Du, trotzdem liebe ich Dich! Komm in meine Arme! Und genau so hat Jesus das Gesetz der Liebe bis ins Letzte erfüllt.

Sehr schön hat das der hl. Paulus zusammengefasst, was wahre Heiligkeit ist, nämlich die Liebe zum Nächsten: "Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt.“ (Röm 13,8)

Auf die Frage also: Willst du heilig werden?, dürfen wir antworten: Ja, ich will so lieben, wie Jesus geliebt hat. Um das zu erreichen, dürfen wir wie ein Kind zum Vater im Himmel aufschauen. Und – wie es die hl. Theresia vom Kinde Jesu ausdrückt – Der Himmlische Vater wird uns dann auf Seinen Armen wie ein Aufzug zur wahren Liebe emporheben. Denn aus eigener Kraft schaffen wir es nicht, diese Heiligkeit / Liebe zu erreichen.