Madelaine Böhme: "Quo vadis „Out of Africa"?"

Professor Dr. Madelaine Böhme, Terrestrische Paläoklimatologie, Eberhard Karls Universität Tübingen, Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment, Tübingen, sprach am 27. Juli 2022 in der Carl Friedrich von Siemens Stiftung über "Quo vadis „Out of Africa"? – Über alte und neue Narrative zur frühen menschlichen Evolution":

Alle menschlichen Kulturen suchen Antworten auf die Frage nach den Ursprüngen der Menschheit. Mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften konnten theologische Erklärungen zwar widerlegt werden, doch eine Theorie der Menschwerdung etablierte sich erst mit der „Out of Africa"-These. Sie besagt, daß die Evolution des Menschen und seiner direkten Vorfahren ausschließlich auf dem afrikanischen Kontinent stattfand. Sie macht damit Aussagen, die durch Fossilien und ihren Kontext falsifizierbar sind. Aufbauend auf einer Geschichte der Paläoanthropologie von ihren theologischen Anfängen zu ihrer evolutionstheoretischen Ausprägung beleuchte ich frühe Sternstunden und Fehlschläge fossiler Entdeckungen in Europa und Asien. Aufsehenerregende Funde in Afrika folgten, so daß dieser Kontinent zum „Mekka" des Fachs wurde. Im Zusammenspiel mit genetischen Befunden entwickelte sich die „Out of Africa"-These und es herrschte fortan wenig Zweifel daran, daß hier der Ursprung der Menschheit liegt. Entdeckungen der letzten Jahre rütteln jedoch an diesem Narrativ.