FEINSTAUB: Mit HOLZ heizen - relevant oder vernachlässigbar?

Wenn man mit Holz heizt wird man schnell auf das Thema Feinstaub aufmerksam. In circa 14 Millionen von den 40 Mio. Haushalten in Deutschland gibt es Kleinfeuerungsanlagen für Festbrennstoffe, also Holz und Kohle. Gerade im Winter ist es also ein durchaus relevantes Thema. Ich bin Dr. Bene und heize mein Familienhaus mit einer Scheitholzvergaser Zentralheizung. Außerdem habe ich 5 Jahre lang in einem großen Verbundforschungsprojekt mitgeforscht, in dem sich ein Teilprojekt mit den Schadstoffemissionen bei der Verbrennung von Holz, Stroh und Biogas beschäftigt hat.
Begrifflichkeiten zu Feinstaubfraktionen und deren Gesundheitsgefährdung: (nach Lahl 2005 und anderen): Thorakaler Feinstaub PM 10, also kleiner 10 Mikrometer kann in die oberen Atemwegen bis zur Lunge gelangen, es gibt nachweisbare Gesundheitsbeeinträchtigungen. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist etwa 60 Mikrometer groß. In die Größenordnung Feinstaub fällt zB auch gemeiner Staub und Pollen von Blühpflanzen. Aleolengängiger Schwebestaub PM 2,5 also kleiner als 2,5 Mikrometer ist lungengängig bis zu den Lungenbläschen, kann zu Lungen-, Herz- und Kreislauferkrankungen führen. In diese Größenklassen fallen z.B. Auch viele Bakterien. Ultrafeine Partikel PM 0,1 also kleiner 0,1 Mikrometer kann durch die Lungenbläschen und Zellmembran direkt in den Blutkreislauf gelangen und stellt somit ein zusätzliches Risiko für Gehirn- und Herzerkrankungen da. In diese Größenklasse fallen auch viele Viren.
Wir sehen also: Es gibt z.B. Mit Pollenstaub auch natürliche Quellen für Feinstaub.
Der menschengemachte potenziell gefährlichere Feinstaub entsteht durch Verbrennungsprozesse in der Industrie, KfZ-Motoren, dem Abrieb von Autoreifen und Bremsbelägen, Schüttgutumschlag, Bautätigkeit. Sekundär aus Gülle-Ammoniak aus der Tierindustrie und natürlich auch aus der Verbrennung von Kohle, Öl, Gas und Holz.
Die Holzverbrennung verursacht etwa 10 % der PM10 Feinstaubemissionen.
In den vergangenen Jahrzehnten konnten wir in Deutschland einige Maßnahmen zur Verbesserung unserer Atemluft umsetzen: Umweltzonen in Städten, wirksame und weniger wirksame Dieselpartikelfilter, diverse Maßnahmen zur Ammoniak-emissionsminderung in der Güllebeseitigungswirtschaft und natürlich die BimSchV (Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen von 2010).
Meine Einschätzung zum Thema Feinstaub: Es ist ein Thema das nicht ausgeblendet werden sollte. Allerdings ist der Effekt im Vergleich zu anderen Gesundheitsrisiken wie Rauchen, ungesundem Essen gekoppelt mit Bewegungsmangel, eher nachrangig einzuschätzen.
In der Kombination Feinstaub durch Holz-Heizen möchte ich noch anfügen, dass mMn die positiv mit Brennholz verknüpften Themen klimaunschädliches Heizen mit nachwachsenden Rohstoffen, regionale Wertschöpfung, und keine deutsches Geld an Terrorregieme für Energieimporte weitaus gewichtiger sind als die Feinstaubproblematik.
Meine Prognose ist, dass die Feinstaubemissionen in den kommenden Jahren nochmal deutlich abgesenkt werden. Und das quasi wie von selbst ganz nebenbei:
Die Umstellung der deutschen Fahrzeugflotte auf deutlich mehr E-Fahrzeuge wird helfen;
ebenso der hoffentlich beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien;
die zurückgehende Fleischproduktion und damit weniger Gülle;
Steigende Heizkosten motivieren zu Einsparungen durch Dämmung, Sanierung und weniger Energieverschwendung.

Schreibt Eure Gedanken dazu gerne in die Kommentare!

weiterführende Links:
Webanwendung Feinstaubmessstationen UBA:
https://www.umweltbundesamt.de/daten/...

https://www.bmuv.de/themen/gesundheit...

Bioenergie im Spannungsfeld: Wege zu einer nachhaltigen Bioenergieversorgung (Mitautor: Dr. B. Sauer):
https://univerlag.uni-goettingen.de/h...

Dissertation Torben Seidel: Schadstoffemissionen bei der Verbrennung von Stroh, Holz und Biogas:
https://ediss.uni-goettingen.de/handl...

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