Warum wir nicht verstehen wollen, was KI mit unseren Jobs anrichtet

Die Zahlen sind eindeutig: Bis zu 55 Prozent aller Jobs in den USA könnten durch KI-Automatisierung betroffen sein. Doch fragen Sie mal Ihre Kollegin, Ihren Nachbarn oder sich selbst. Die meisten sind überzeugt: "Mich trifft es nicht. Aber die anderen..." Das ist gefährlich. KI Professor Andreas Moring ordnet das ein und analysiert.
Forschende haben diesem Phänomen einen Namen gegeben: Invulnerability Bias, kurz IB. Es beschreibt die verblüffende Tendenz von Arbeitnehmern, die Auswirkungen von KI auf fremde Arbeitsplätze deutlich höher einzuschätzen als auf den eigenen. Selbst in Branchen, in denen KI bereits heute beeindruckende Leistungen zeigt – bei der Krankheitsdiagnose, in der juristischen Recherche, bei Verwaltungsaufgaben – herrscht diese Selbsttäuschung vor.
Besonders ausgeprägt ist der Effekt im Gesundheitswesen, im Rechtswesen und in der öffentlichen Verwaltung. Ausgerechnet dort, wo Studien die größte Automatisierungsgefahr sehen, ist die psychologische Abwehr am stärksten. IT-Profis hingegen zeigen deutlich weniger dieser Voreingenommenheit; sie kennen die Technologie und ihre Grenzen besser.
Die gute Nachricht: Der blinde Fleck lässt sich verkleinern. Wer mehr über KI weiß und höher gebildet ist, neigt weniger dazu, Risiken auf andere abzuwälzen. Bessere Kenntnisse führen zu objektiverem Urteilsvermögen und größerer emotionaler Offenheit gegenüber technologischem Wandel. Interessant auch: Bei Frauen verstärkt sich die Voreingenommenheit mit zunehmendem Alter stärker als bei Männern.
Was bedeutet das? Die Frage "Werde ich derjenige sein?" beantworten die meisten mit "Wahrscheinlich nicht." Doch dieser psychologische Schutzmechanismus könnte gefährlich werden. Wer sich in falscher Sicherheit wiegt, bereitet sich nicht vor. Vielleicht sollten wir uns ehrlicher fragen: Was, wenn es doch mich trifft? Die Antwort lautet: Konzentriere Dich auf Deine natürlichen Kompetenzen. Denn die kann KI nicht übernehmen.