Rundgang durch das Spielzeugmuseum in Seiffen im Erzgebirge Teil 1
Автор: coronadojet
Загружено: 2024-11-24
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Erzgebirgisches Spielzeugmuseum
VOM BERGMANN ZUM SPIELZEUGMACHER
In Seiffen wird gedrechselt
Noch heute ist die Vorstellung verbreitet, dass der Seiffener Bergmann in seiner Freizeit geschnitzt, gebastelt oder gedrechselt habe und daraus die Spielwarenherstellung entstanden sei. Tatsächlich jedoch war der Übergang vom Zinnbergbau zum Holzhandwerk (und später zur Spielzeugherstellung) keine Angelegenheit von Muse und Freizeit, sondern eine Existenzfrage. Immer dann, wenn der Bergbau ins Stocken geriet, nahm die Anzahl der Drechsler zu. Mit dem weiteren Verfall des Bergbaues wurde das Drechseln zum entscheidenden Beruf. Als produktive Technologie ist es bis heute die vorherrschende Bearbeitungsform im Seiffener Gebiet. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurden neben Gebrauchsgütern zunehmend Spielzeuge gefertigt. Das Geheimnis des Aufschwungs beruht vor allem darin, dass hier ein durch den Bergbau seit Jahrhunderten geprägter Menschenschlag am Werke war; geistig rührig, werklich geschickt, entschlusskräftig, anpassungsfähig, aber auch opferbereit und zäh.
STAMM - RING - TIER
Reifendrehen seit 1800
Eine Besonderheit der erzgebirgischen Spielzeugfertigung ist das Reifen- oder Spaltringdrehen. Die Eigenart dieses Verfahrens besteht darin, in einem nassen Fichtenholzring (Reifen) mit speziellen Drechslerwerkzeugen die Umrisse einer Figur, zumeist eines Tieres, zu formen. Beim Drehvorgang kann der Reifendreher das Profil noch nicht sehen. Erst nach dem Aufspalten des Ringes wird in seinem Querschnitt die beabsichtigte Gestalt sicht- und überprüfbar. Eine Korrektur ist dann kaum mehr möglich. Reifendrehen verlangt daher hohes drechslerisches und gestalterisches Können, Augenmaß sowie eine ausgeprägte Formvorstellung. Die abgespaltenen 40 bis 60 Rohlinge sind anschließend zu beschnitzen und zu bemalen. Die Technologie des Reifendrehens ist nur in Seiffen und Umgebung beheimatet und wird heute nur noch von wenigen Reifendrehern beherrscht und ausgeübt.
ERZGEBIRGISCHES SPIELZEUG EROBERT DIE WELT
Spielzeughandel und Übersee-Export
Holzwaren aus dem Erzgebirge wurden bereits im 17. Jahrhundert im Hausier- und Wanderhandel vertrieben. Besonders früh brachte man hölzernen Hausrat sowie Spanschachteln von den geografisch günstig gelegenen Dörfern Grünhainichen und Waldkirchen aus zu den Märkten in Leipzig und Dresden. Für Seiffen ist überliefert,
dass der Drechsler Johann Friedrich Hiemann schon 1699 die Leipziger Messe besucht haben soll. In dieser Zeit war die Stadt Nürnberg bereits zum Umschlagplatz für hölzernes Spielzeug aus verschiedenen europäischen Gegenden geworden. Das niedrige Lohn- und Preisniveau im Erzgebirge und die spezialisierte, qualitätvolle Holzdrechselei im Raum Seiffen machten auch die erzgebirgischen Holzwaren für die Nürnberger Händler interessant. Es entwickelten sich rege Handelsbeziehungen, und von Nürnberg aus gelangten wichtige Impulse in die erzgebirgische Produktion. Verleger kauften die einzelnen Produkte in den Dörfern auf, stellten Sortimente zusammen und verkauften diese gewinnbringend weiter. In dieser Vermittlerrolle hatten die erstarkenden Verlage an der Ausbreitung der erzgebirgischen Spielwaren großen Anteil. Noch vor 1800 gelangten Spielwaren aus dem Erzgebirge als preiswerte, vielgestaltige und unverwechselbare Sortimente in den Welthandel.
"KÜNSTLICHE SPIELWAAREN ALLER ARTH"
Vielfalt und Breite des Sortimentes im 19. Jahrhundert
Das Sortiment an Spielwaren aus dem Erzgebirge zählte tausende verschiedene Erzeugnisse. Verbreitet waren vor allem bewegliche und klingende Spieldinge, wie Klappern, Klimperkästchen, Fahrspiele sowie Lärm- und Musikinstrumente. Anregungen kamen auch aus anderen Spielzeuggebieten, vor allem aus dem Nürnberger Raum. Neben hohlgedrehten Früchten mit kleinsten Spielminiaturen war es die Schachtelware, die mit ihren thematischen Sortimenten die Vielfalt des erzgebirgischen Angebotes ausmachte. Kindgerecht und belehrend zugleich entsprachen die in Spandosen oder Kistchen verpackten Dockenfiguren, Fahrzeuge, reifengedrehten oder massegedrückten Tiere und variantenreichen Haus- und Baumformen der Gefühls- und Erlebniswelt ihrer Zeit. Die erzgebirgische Arche Noah war neben anderem ein Exportschlager nach Übersee. Holzsoldaten, Burgen und Baukästen für das Knabenspiel oder detailreich gefüllte Puppenstuben und Kaufläden für das Mädchen.
Zur sozialen Lage der Spielzeugmacher zwischen 1850 und 1920
Für das Spielwarengebiet kennzeichnend ist der Typ des hausindustriellen Spielzeugmachers, der als relativ selbständiger Warenproduzent zumeist nur im Verband seiner Familie im eigenen Haus arbeitete. Das vom ihm erzeugte Endprodukt war sein Besitz, wurde jedoch im Preis und im Absatz durch die Marktsituation bestimmt. Über Jahrhunderte war der Raum Seiffen ein von geringen Einkommen und bescheidenen Lebensverhältnissen gekennzeichnetes Gebiet. Eine tägliche Arbeitszeit mit durchschnittlich 13 bis 15 Stunden sowie die Mitarbeit von Kindern waren verbreitet.
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