Koggenkrieger - Mit Hansa in die Ferne ziehen! - Hansa Rostock - Auswärtssong - Suptras - Ultras

Fußballrock aus Rostock: „Mit Hansa in die Ferne ziehen!“ – Koggenkrieger erfüllen Fan-Idee

Rostock – Es war nur ein spontaner Kommentar auf YouTube – und er hat eine ganze Band in Bewegung gesetzt. Unter einem alten Livemitschnitt der Rostocker Rockband Koggenkrieger schrieb ein TikTok-User den Satz: „Dem grauen Alltag entfliehen – mit Hansa um die Häuser ziehen!“. Für viele ein typischer Fangesang, für Schlagzeuger Koggi jedoch der zündende Funke. „In dem Moment hat es klick gemacht“, sagt er. „Ich wusste: Das ist die Hook, die wir brauchen.“

Nur wenige Wochen später veröffentlichte die Band ihren neuen Auswärtssong „Mit Hansa in die Ferne ziehen!“, der längst in den sozialen Netzwerken kursiert und in Fankreisen als möglicher neuer Klassiker gehandelt wird.

Ein Song wie eine Choreografie

Das Stück beginnt mit einem wuchtigen Gitarrenriff und einem minutenlangen, fast beschwörenden „Ooooooh-Ahu!“-Chor, bevor die Strophen einsetzen. Inhaltlich reiht sich der Text in die Tradition der großen Fußballhymnen ein:

Die „Kogge“, wie der FC Hansa Rostock genannt wird, geht niemals allein auf Reisen.

Der „Zwölfte Mann“ wird zur Leuchtboje, die den Weg ins nächste Stadion weist.

Die Fans verwandeln mit Fackelzügen und Gesängen jedes Auswärtsspiel in ein gefühltes Heimspiel.

Frontmann „Der Käpt’n“ sagt: „Wir wollten keinen klinisch sauberen Popsong. Es sollte nach Schweiß, Rauch und Stadionhallen klingen – ein Song, den man brüllen kann, nicht nur mitsingen.“

Vom Kommentar zur Hymne

Interessant bleibt, wie schnell die Idee umgesetzt wurde. Während viele Bands Monate mit Komposition und Studioarbeit verbringen, haben die Koggenkrieger nach eigener Aussage binnen zehn Tagen die komplette Rohversion fertiggestellt. „Wir haben uns direkt im Proberaum eingeschlossen“, so Koggi. „Der Kommentar hat uns so beflügelt, dass die Riffs, die Drumfills und die Refrains wie von allein kamen.“

Auf TikTok ging der Song binnen 48 Stunden viral. Besonders die Zeile „Dem grauen Alltag entfliehen, mit Hansa in die Ferne ziehen“ wurde zur Fan-Parole, die inzwischen auf Bannern in Rostock und bei Auswärtsspielen auftaucht.

Zwischen Fankultur und Stadionpolitik

Auch wenn der Song laut Band „nur für die Fans“ gedacht ist, bleibt der Kontext politisch aufgeladen. Immer wieder wird über Pyrotechnik, Fackelzüge und die Rolle der Ultra-Szene in Rostock diskutiert. Mit Textzeilen wie „Hansa oh Hansa – egal in welchen Hafen es dich treibt“ inszenieren die Koggenkrieger bewusst Pathos und Gemeinschaftsgefühl.

Musikjournalist Martin Keßler kommentiert: „Das Lied ist keine filigrane Rocknummer. Es ist ein akustischer Fackelzug, eine Mischung aus Heavy Metal, Hafenromantik und Kurvenpoesie. Genau das, was Hansa-Fans hören wollen – laut, roh und mit einem Schuss Seemannsgarn.“

Ein Lied, das bleiben könnte

Ob „Mit Hansa in die Ferne ziehen!“ tatsächlich zu einer festen Stadionhymne wird, entscheidet sich erst auf den Rängen. Doch die Chancen stehen gut: Schon beim jüngsten Auswärtsspiel hallten die ersten „Ahu!“-Rufe durch die Gästekurve.

Für die Koggenkrieger ein Beweis, dass eine gute Idee nicht aus Hochglanzstudios kommen muss – manchmal reicht ein Satz in einem Kommentar.

„Dieser Song gehört nicht uns“, sagt Koggi. „Er gehört allen, die mit der Kogge reisen.“