BerlinBrennt - Antwort an Doc Caro und Felix Peter

Wir sind zu wenige - deshalb kommen wir zu spät.

Wir sind überlastet - deshalb gehen einige und kommen zu wenig neue. Deshalb ist auch der Krankenstand hoch.

Wir bewältigen täglich ca. 1500 Einsätze - und bekommen dafür im bundesvergleich das geringste Gehalt.

Wir können nicht so helfen, wie wir wollen.

Ein Ende ist nicht absehbar, es wird nur immer noch schlimmer. Seit Jahren!

Und weil die Politik das, entgegen anderslautenden Beteuerungen, immer noch nicht verstanden zu haben scheint, dieses Video!


LHF = Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug, das Standardeinsatzfahrzeug der Berliner Feuerwehr für Brände und technische Hilfeleistungen.
Sind zur Zeit oft gemindert, also mit weniger Personal besetzt als eigentlich vorgesehen.

Drehleiter (DLK bzw. neu DLA-K) sind im Moment gar nicht mehr fest besetzt sondern werden im Alarmfall "besprungen".
Da man versucht, immer erst möglichst ein LHF voll zu bekommen, kommt die DLK von der nächsten, also weiter entfernten, Wache.

Daß "jeder quersitzende Pups" mit Blaulichtfahrzeugen beschickt wird verdanken wir unserem automatisierten Notrufabfragesystem SNAP (Standardisiertes Notrufabfrageprotokoll). Dieses schreibt dem Disponenten in der Leitstelle vor, welche Fragen er zu stellen hat, geht dabei von einem kooperativen, adäquat und ehrlich antwortenden Anrufer aus und entscheidet dann (unter Beachtung aller noch so unwahrscheinlichen Konstellationen), was geschickt wird.
Dies führt zu einer Unmenge von sinnlosen Einsätzen, die ein erfahrener und kompetenter Disponent nicht beschicken würde.

Blitz = Alarmierung unterwegs, also nicht auf der Wache sondern z. B. auf der Rückfahrt von einem Einsatz.

Wandern: Man kommt früh (oder abends) zu seiner Wache zur Arbeit und erfährt dann irgendwann, daß man seinen Dienst heute auf einer anderen Wache versehen muß. Also Sachen packen, der Frau Bescheid sagen, sich was zum essen überlegen, von den Kollegen verabschieden und dann, ggf. mit Taxi-Gutschein auf Kosten des Landes Berlin einmal halb durch die Stadt. Abends (oder eben morgens) dann alles wieder rückwärts.
Man versucht so, Fahrzeuge voll zu bekommen.

Statusüberwachung: Statusmeldungen (einsatzbereit über Funk, bereit auf der Wache, außer Dienst wegen Fahrzeugaufbereitung nach Einsatz, eingetroffen an der Einsatzstelle, etc.) werden über Funk abgesetzt. Da man Zweifel darüber hatte, daß die Fahrzeuge ihren Status immer korrekt setzen hat man ein sog. "Statusteam" eingesetzt, welches die Fahrzeuge ortet, versucht Unstimmigkeiten zu identifizieren und dann die Kollegen befragt und das alles dokumentiert.

"Kollegen gehen" meint hier die Abgänge zu anderen Feuerwehren im Bundesgebiet, die bessere Bedingungen (Dienstplan, Beförderungen, Bezahlung, Belastung) vorweisen können. Diese Abgänge haben in den letzten Jahren zugenommen und sind teilweise schon in der Ausbildung von Neueinsteigern beschlossene Sache.

Feuerwehrzulage: Erschwerniszulage für den Feuerwehrdienst von ca. 130 Euro im Monat. Hier könnte man sehr einfach und schnell die Berliner Feuerwehr als Arbeitgeber attraktiver machen und Abgänge (siehe oben) verhindern. Dazu müßte sie deutlich angehoben werden. Leider hat man sie nach der Dauermahnwache am Roten Rathaus aber nur um 6 € erhöht und sich damit auch noch fast eineinhalb Jahre Zeit gelassen. Mit einer Erhöhung von - beispielsweise - 400 € würde man den Abstand zu anderen Bundesländern verringern und vielleicht den ein oder anderen herlocken oder zum Bleiben überreden.


Streiken: dürfen wir als Beamte nicht. Weshalb auch alle Aktionen wie die Dauermahnwache am Roten Rathaus in März/ April 2018, die monatelange "Freitagstonne" von November 2018 bis März 2019, die Demo am Brandenburger Tor, die Präsenz an den Tagen der offenen Tür, der Gewaltmarsch von Kai Eichler, der Aufbau des BerlinBrennt e. V., weitere Aktionen und Gespräche und nicht zuletzt dieses Video, in der Freizeit neben Dienst und Privatleben realisiert werden mußten.


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