'Kohle ... Chemie ... Natur!' Von Deuben(b. Zeitz) nach Großkorbetha.

'Kohle - Chemie - Natur'.. Daß das zusammen gehen kann, konnte man auf dieser Strecke erleben! Wobei Kohle und Chemie, außer in Wählitz und den beiden Endpunkten selbst, eher nicht in unmittelbarer Streckennähe präsent waren. Dennoch war die Strecke Großkorbetha - Deuben(b. Zeitz) von der Montan- und Chemieindustrie geprägt. Das betraf insbesondere auch den Berufsverkehr, in Richtung Leuna Werke einerseits und zu den großen Industriestandorten in und um Zeitz andererseits. Es gab ein Berufszugpaar 17522 / 17525 das durchgehend zwischen Zeitz und Halle(Saale) über Hohenmölsen verkehrte und aus 3 Doppelstockeinheiten gebildet war.

Als die Strecke am 25. November 1897 eröffnet wurde, steckte das alles noch in den Kinderschuhen. Die Gegend war landwirtschaftlich geprägt, Hohenmölsen das Zentrum in der Mitte der Strecke. Erst die Aufschlüsse von Braunkohletagebauen, das Entstehen von Brikettfabriken und Kraftwerken, die Gründung der Leuna-Werke führten bald zu einer gewaltigen Industrialisierung der Gegend - jedoch wie eingangs erwähnt nur in den Randlagen unserer Strecke. Als die Kohle dann bis in den Raum Hohenmölsen vordrang, und in Wählitz die Kohlenbahn nach Profen abzweigte, nahm auch der Güterverkehr einen steilen Aufschwung. Seitdem verkehrten schwere Kohlenzüge mit Selbstentladewagen aus der Kohlenbahn über unsere Strecke zu den Kraftwerken im Raum Halle, nach Leuna und nach Buna. Diese Verkehre existieren bis in die heutige Zeit.

Bereits im Jahr nach der Eröffnung erhielt unser neuer Verkehrsweg in Pörsten einen Anschluß an die Strecke über Lützen nach Leipzig-Plagwitz. Pörsten war somit ein kleiner Nebenbahnknoten geworden, der jedoch weitab vom Ort im 'völligen Nichts' lag, was zeitlebens auch so blieb. Entsprechend bescheiden war immer der Reiseverkehr, nur wenige Reisende nutzten die Möglichkeit, hier umzusteigen. Wir haben ein Porträt dieser Strecke bereits im Video "Ob Napoleon sie benutzt hätte..?" gesehen.

Immerhin.. Wer hier umsteigen wollte, konnte sich die Wartezeit in der kleinen Bahnhofsgaststätte vertreiben, mit einem vorzüglichen, wenngleich überschaubaren Angebot an einfachen landestypischen Speisen. Der Autor konnte das in den 1970ern selbst noch testen..

Der ausgeprägte Berufs- und Güterverkehr hielt die Strecke auch zu Zeiten der DDR im Focus der DR-Führung, und so wurde sie in den 1970ern auch einer "zentralen Oberbauerneuerung" (ZOE) unterzogen. Nicht jede Nebenbahn kam bei der Material- und Personalknappheit damals zu solcher "Ehre"..

Die Kreisstadt Hohenmölsen bekam jedoch mit zunehmender Motorisierung als erste zu spüren, wie nachteilig sich die Entscheidung unserer Altvorderen auswirkte, die Strecke auf der anderen Talseite in fast 1 km Entfernung zum Stadtzentrum vorbei zu führen. Natürlich wäre eine andere Führung deutlich aufwändiger gewesen, hätte der Stadt aber langfristig besser gedient. So war es nicht zu vermeiden, daß der Bahnhof Hohenmölsen fortan - was den Reiseverkehr betrifft - eher ein Schattendasein führte und die Leute lieber den Bus nutzten, der in der Stadt hielt.

In diesem 'Status quo' 'passierte' unsere Strecke die Wende 1989. Der Güterverkehr, was den Kohleverkehr betraf, stand erst einmal nicht zuur Disposition, denn obwohl Leuna und Buna deutlich schrumpften, existierten sie weiter, ebenso wie die Kraftwerke, die alle zu versorgen waren. Dem übrigen Güterverkehr, der ja auch nicht unbedeutend war, ging es dagegen wie überall im Land, er war 'plötzlich' nicht mehr da..

Im Reiseverkehr hatte bisher, wie beschrieben, der enorme Berufsverkehr in Richtung Leuna und darüber hinaus dominiert. Wäre dieser nicht gewesen, hätte hier bei der relativ dünnen Besiedlung und den oft ungünstigen Lagen der Bahnhöfe zu den Ortskernen nur ein minimaler Verkehr stattgefunden. Doch... Berufsverkehr.. Kaum einer nutzte plötzlich noch die Bahn, man fuhr ja nun Auto. Und nicht zu vergessen, daß der enorme Schrumpfungsprozeß der Großindustrie im Raum Halle zu einem gewaltigen Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt hatte, der Mobilität seinerseits mit einem Fragezeichen versah..

Vom Berufszug mit 3 Doppelstockeinheiten zur einteiligen Ferkeltaxe - so kann man die Entwicklung in den 1990ern kurz umschreiben. Trotzdem ging das noch fast ein Jahrzehnt so leidlich dahin, zum Fahrplanwechsel am 30. Mai 1999 erfolgte dann aber die Abbestellung durch die NASA, den sachsen-anhaltinischen 'Aufgabenträger'.

Wie erwähnt, ist der Streckenabschnitt Großkorbetha - Wählitz weiterhin in Betrieb, hier fahren noch täglich die Kohlependel. Wie das im Zuge der Energiewende mal in Zukunft aussehen wird, wird man sehen..

Der Abschnitt Wählitz - Deuben(b. Zeitz) lag nach der Einstellung noch ein paar Jahre brach und wurde 2002 offiziell stillgelegt. Güterverkehr hatte südlich von Wählitz schon lange nicht mehr stattgefunden.

'Gute Fahrt' nun in der 'Ferkeltaxe', schön festhalten.. 😉 ... und 'schöne Erinnerungen'!


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