Freitag, 1. April 2022 Corona-Alltag eines ärztlichen Direktors

Im heutigen Vlog spreche ich als ärztlicher Direktor des Klinikums Rheine und damit Mitglied des Pandemiestabes u.a. über folgende Themen:

Heute habe ich Fragen zu den anstehenden Lockerungen für unseren Lokalsender Radio RST im Interview war.
Die Fragen:
-Was halten Sie von den Regeln, die ab dem Wochenende gelten bzw. nicht mehr gelten?
Zugangsbeschränkungen und Testpflicht fallen fast überall weg, es gibt keine Kontaktbeschränkungen mehr und die Maskenpflicht entfällt überall draußen und drinnen, außer in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Gesundheitseinrichtungen.

Dies ist eine politisch gewollte Maßnahmenreduktion, die viele Freiheiten bringt, aber in den nächsten Wochen das Infektionsgeschehen noch mal anfeuern wird. Für viele gesunde Einzelne mag sich das toll anhören, aber ich befürchte, dass sich jetzt noch mehr gleichzeitig infizieren werden, und damit auch wieder viele aus Risikogruppen. Wie alle Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen im Kreis müssen auch wir in der Mathias Stiftung aktuell Leistungen einschränken und Bereiche schließen, weil einfach zu viele Mitarbeiter durch Infektion ausfallen.

-Was empfehlen Sie den Menschen, wie sie sich am besten verhalten?
Verhalten Sie sich bitte weiter mit einer gewissen Vorsicht und Vernunft. Grundsätzlich sollte man weiter die Basismaßnahmen wie Maske tragen und Abstandhalten wo immer es geht beibehalten. Treffen mit Familie und Freunden können gerne wieder gemacht werden, aber bitte mit aktuellen Test. Und vor allem denken Sie an Risikomitmenschen, schützen Sie sie bitte weiter!

-Wie finden Sie die Hot-Spot-Regel?
Ich glaube nicht, dass es zu weiteren Maßnahmen durch die Hotspot-Regelung kommen wird. Denn von den vier notwendigen Punkten werden ja jetzt schon drei von vier erreicht:
1. Wenn in Krankenhäusern aufgrund von Corona keine planbaren Eingriffe stattfinden können.
2. Die Notfallversorgung insgesamt gefährdet sei.
3. In der Pflege bestimmte Untergrenzen unterschritten werden.
4. Patienten in andere Krankenhäuser verlegt werden müssen.

-Was halten Sie von dem Vorschlag, die Quarantäne-Regeln nochmal zu ändern / zu lockern?
Grundsätzlich ist die Verkürzung der Isolation auf 5 Tage bei symptomlosen eine gute Idee. Aber wir sehen, dass doch noch eine größere Anzahl erst nach 7 bis 10 Tagen wieder symptomlos sind. Außerdem ist sicher nach 5 Tagen auch noch der eine oder andere ansteckend.
Diese Woche haben wir im Kreis die 100.000 und in der Stiftung die 1.000 Infizierten geknackt.

Es wird immer anstrengender, wir mussten diese Woche weitere Bereiche vorübergehend schließen und Leistungen einschränken, da weiter sehr viele Mitarbeiter fehlen.

-Blick auf die aktuelle Lage hier im Kreis Steinfurt:
Gesamtinzidenz ist unverändert. Aktuell 2130 (936), (in Klammern von vor 1 Woche), in ganz Deutschland 1586 (1756) und in NRW 1288 (1395). Der sog. Positivenanteil ist unverändert hoch mit 55,4 % (55,7 %).

Verteilung in den Altersgruppen:
Aktuell weiter hoch, aber etwas fallend, auch bei den älteren Bevölkerungsgruppen.
Insgesamt über alle Altersklassen unverändert.

0 – 4 1098 (617)
5 – 14 2653 (1182)
15 – 34 2888 (1187)
35 – 59 2317 (966)
60 – 79 1315 (638)
80 – + 1014 (707)

-Hospitalisierungsinzidenz bundesweit 7,33 (7,92), aber adjustiert 13,68 (11,77 vor 1 Woche).
In NRW 7,24 (6,79), aktuell im Kreis Steinfurt 19,2 (23,8).

-In unseren Krankenhäusern ist die Anzahl der Patienten, die mit oder an COVID-erkrankt sind, weiter hoch, so viele wie noch nie. Heute im gesamten Kreis 180 (178) auf Normalstation und 13 (18) auf Intensivstation stationär.

-Thema Impfung:
(Keine nennenswerten Veränderungen. Die Impfquote im Kreis Steinfurt ist bei 46,8 % bei den Kindern (5 – 11 Jahre), 77,3 % bei den Jugendlichen (12 – 17 Jahre), 95,4 % bei den 18 -59jährigen und 91,6 bei den über 60jährigen. Auch sind 70 % aller Einwohner mit der Auffrischimpfung geboostert.

-Wir wünschen uns alle, dass es bald vorbei ist und Gesundheit und Frieden!

Wascht die Hände – Wochenende!