AT - ST. MARTIN AM YBBSFELDE (ME), Pfarrkirche St. Martin - Die "Friedensglocke" aus dem Jahr 1200
Автор: unteroktav
Загружено: 2014-08-24
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Die Marktgemeinde St. Martin-Karlsbach liegt im Westen des Bezirks Melk in Niederösterreich. Im Turm der Pfarrkirche des Ortsteils St. Martin am Ybbsfelde befindet sich eine glockenmusikalische Rarität ersten Ranges - die älteste derzeit bekannte und datierte Glocke weltweit, die in ihrem Tonaufbau bereits sehr genau dem Idealtypus einer Molloktavglocke entspricht, wie er bis heute üblich ist - zu Beginn des 13. Jahrhunderts in der Glockengießerkunst noch alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Die aus der Zeit der Babenberger stammende Glocke hat einen Durchmesser von 96 cm, eine Höhe von 74 cm und ihr Gewicht wird auf ca. 600 kg geschätzt. Sie hängt in einem eigenen kleinen Holzglockenstuhl in der Glockenstube und wird bis heute mit der Hand geläutet.
Ihre musikalischen Daten:
Schlagton: a¹+3
Unterton: a°+2
Prime: a¹+2
Terz: c²+5
Quinte: e²+-0
Oktave: a²+3
Der Nachhall beträgt ca. 55 Sekunden.
Die Inschrift in spätromanischen Majuskeln lautet wie folgt:
(Tatzenkreuz) OREX·GLORIE-VENI·CV·PACE·MCC
In vollständiger Schreibweise:
O REX GLORIAE VENI CUM PACE MCC
(O König der Herrlichkeit, komm mit Frieden. 1200)
Auf Grund diese Inschrift wird die Glocke auch "Friedensglocke" genannt. Sie überdauerte alle Kriege und Bedrohungen und musste auch in den beiden Weltkriegen nicht abgeliefert werden. Die Überlieferung berichtet beispielsweise, dass die Glocke auch die Türkenzeit überstand, weil sie vergraben wurde und - nach überstandener Kriegsgefahr - Wildschweine die inzwischen vergessene Glocke ausgewühlt haben sollen.
Wegen ihrer Einzigartigkeit ziert eine schmematische Darstellung der Friedensglocke seit dem Jahr 1981 auch das Wappen der Marktgemeinde St. Martin-Karlsbach.
Im Jahr 1957 wurde die Glocke auf Wunsch des österreichischen Bundesdenkmalamtes aus dem regulären Läutebetrieb herausgenommen und offiziell stillgelegt. Sie erklingt heute nur noch wenige Male im Jahr.
An ihre Stelle traten 1957 zwei neue Glocken von der Gießerei Pfundner aus Wien. Bei der Konzeption der größeren Christusglocke orientierte man sich tonal an der Friedensglocke, die von ihr ja ersetzt werden sollte. Diese Tatsache geht auch aus der Inschrift hervor: "Die alte Glocke ging zur Rast, ich aber übernehme ihre Last". Die kleinere neue Glocke, dem Hl. Martin geweiht, erhielt den Ton h¹. Zusammen mit der barocken Dreifaltigkeitsglocke (Mathias Prieninger (Krems) 1691), die im Schlagton d² erklingt, bilden die drei Glocken das eigentliche Hauptgeläut von St. Martin, welches sich zu einem Gloria-Motiv a¹-h¹-d² zusammenfügt.
Die erste urkundliche Erwähnung einer Martinskirche liegt aus dem Jahr 1147 vor. Das ursprünglich einschiffige Gotteshaus wurde in der Zeit der Gotik um- und ausgebaut. Aus dieser Zeit ist u. A. noch ein größeres Fresko im Chorraum, gegenüber der Sakristei, erhalten. Auch in der Folgezeit blieb die Kirche nicht unberührt: So entfernte man im Jahr 1658 oder 1659 eine der Hl. Katharina geweihte Seitenkapelle und ersetzte sie durch eine Chorempore. Eine große Gesamtrestaurierung fand 1948 statt. In den Jahren 1987/88 erfolgte schließlich eine Erweiterung des Gotteshauses.
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Fotos und Video:
armrein
Hintergrundmusik:
Bach-dedication 01 (Christian Petermann)
www.ende.tv
Quellen:
Pfundner/Weissenbäck: Tönendes Erz, Graz/Köln 1961.
Zotl: Die Martinspfarre am Ybbsfeld.
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Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten für die Ermöglichung der Aufnahme und die Erlaubnis zur Veröffentlichung!
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