Bahnübergang "Weheweg", Obernkirchen ++ Schienenbus, Störungen und große Ampeln im Schaumburger Land

Im Landkreis Schaumburg, gelegen im beschaulichen Niedersachsen, gibt es noch eine vom Ausflugsverkehr geprägte Nebenbahnstrecke, auf der zwei Museumsvereine an mehreren Wochenenden im Jahr abwechselnd einen Betrieb organisieren. Das ist zum einen der "Förderverein Eisenbahn Rinteln – Stadthagen e. V.", kurz FERSt, mit zwei Schienenbussen, zum anderen die "Dampfeisenbahn Weserbergland e.V. ", kurz DEW. Gemeinsam mit dem Streckenpächter, der "Bückebergbahn", wird sich mit hohem ehrenamtlichen Engagement um den Erhalt der Strecke gekümmert, auch ein Unternehmen an der Strecke wird noch bedient. Doch die Idylle im Eisenbahnparadies trügt:

Der Pächter der Strecke, die genannte Bückebergbahn, ist laut Pachtvertrag dazu verpflichtet, alle für den Weiterbetrieb anfallenden Kosten zu tragen. Mittlerweile gibt es aber immer mehr schadhafte Stellen an den Gleisen sowie an mehreren Brückenbauwerken. Alleine die Sanierung würde nach einer Berechnung der Bückebergbahn mindestens vier Millionen Euro kosten. Dieses Geld hat die Bückebergbahn aber nicht. Deshalb hat die Bückebergbahn den Pachtvertrag der Eisenbahnstrecke zum 01. Mai 2024 gekündigt, weil ein "sicherer Fahrbetrieb ohne zeitnahe Investitionen kaum mehr möglich" sei, so ein Geschäftsführer.

Den Eigentümern der Strecke, das sind der Landkreis Schaumburg sowie die drei anliegenden Gemeinden Rinteln, Stadthagen und Obernkirchen, wird vorgeworfen, zu wenig in den Erhalt und die Reparatur der jahrzehntealten Gleise und Bauwerke investiert zu haben. Die Eigentümer waren bis zuletzt nicht bereit, die notwendigen Kosten für die Instandsetzung zu übernehmen und der Bückebergbahn damit entgegenzukommen.

Den beiden Vereinen droht nun der Verlust "ihrer" Heimatstrecke. Zusätzlich muss die Dampfeisenbahn Weserbergland e.V. noch eine zeitlang auf ihre Dampflok der Baureihe 52 verzichten. Die Lok wurde bei einem Unfall mit einem Traktor auf dieser Strecke im Jahr 2023 beschädigt und entgleiste sogar. Um sich von der Strecke zu verabschieden, wer weiß für wie lange, wurde dafür kurzfristig mit einem Triebwagen der Bauart Esslingen gefahren. Diese Fahrten sind nicht in meinem Video zu sehen.
Meine Aufnahmen zeigen den Schienenbus des FERSt, auch Schaumburger FERSt genannt, an zwei Tagen im April 2024. Apriltypisch war das Wetter an meinen beiden Besuchstagen sehr abwechslungsreich.
Kommen wir zurück zum gezeigten Bahnübergang:

Obernkirchen liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Stadthagen und Rinteln. Der Weheweg ist eine Anliegerstraße in Obernkirchen mit wenig Verkehr. Umso interessanter sind dafür die verbauten Lichtzeichen. Es handelt sich dabei um Signalgeber von Pintsch Bamag. Während an den beiden Seitenwegen normale Lichtzeichen mit gefärbten Streuscheiben zum Einsatz kommen, befinden sich am Weheweg gleich vier große Signalgeber mit nicht gefärbten Streuscheiben und dann noch in der großen Ausführung von 300mm. Auf der einen Seite ist der zweite Signalgeber sogar oben an einem Peitschenmast angebracht. Auch ein Wecker ist vorhanden, der aber laut eines Anwohners schon länger nicht mehr funktioniert. Die lokführerüberwachte Anlage wird aus Richtung Obernkirchen schon früh eingeschaltet, eventuell per ET am Bahnhof, aus der anderen Richtung erfolgt die Einschaltung kurz vorher.

An meinem ersten Besuchstag gab es allerdings ein Problem mit dem Bahnübergang. Das seht ihr im zweiten, bewölkten Teil meines Videos.
Die erste Einschaltung des Tages war erfolgreich, die Ampeln leuchteten erst gelb, dann rot, der Schienenbus kam angebraust, querte den Bahnübergang und dann passierte - nichts mehr. Die Signalgeber leuchteten munter weiter. Es vergingen fünf Minuten, zehn Minuten, 30 Minuten: rot. Die Anlage schaltete nicht aus.
Ein anwesender Fotograf rief über eine Telefonnummer beim Verein an. Nach etwa 40 Minuten kehrte der Schienenbus wieder zurück, die Schienenbusbesatzung war bereits über den technischen Defekt informiert. Der erste Versuch, den Bahnübergang mittels Bedienung der Hilfsausschalttaste (kurz HAT) abzuschalten, misslang. Also fuhr der Schienenbus ein zweites Mal an diesem Betriebstag über den Bahnübergang, hielt dahinter an und der Lokführer begab sich zum Schalthaus. Dort schaltete er die Anlage erstmal ab. Endlich!

Bei der dritten Fahrt des Tages blieben die Ampeln aus, ein anwesender Begleiter sicherte den Bahnübergang. Zur letzten Fahrt des Tages funktionierte der Bahnübergang aber wieder. Mittlerweile war ein Verantwortlicher erschienen, der das festgeklemmte Grundstellrelais löste und die Anlage wieder einschaltete.
Ganz am Ende ist noch zu sehen, wie das Überwachungssignal eines anderen Bahnübergangs NACH der Vorbeifahrt anfängt zu blinken - weitere Arbeit für den erschienenen Techniker...

Stand: April 2024