Lutherische Vesper im Hohen Advent mit "O-Antiphon" (Beschreibung korrigiert)
Автор: Der Dorfkirchenorganist
Загружено: 2025-12-19
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Die O-Antiphonen bilden einen feierlichen Höhepunkt der Adventszeit und sind ein besonderer Schatz der christlichen Liturgie. Es handelt sich um sieben kurze Gesänge, die in der römisch-katholischen Kirche in den letzten sieben Tagen vor Heiligabend – also vom 17. bis zum 23. Dezember – während des Abendgebets (der Vesper) gesungen werden. Sie rahmen dort den Lobgesang Mariens, das Magnificat, ein.
Jede dieser Antiphonen beginnt mit dem anrufenden „O“, gefolgt von einem biblischen Titel für den erwarteten Messias, der vorwiegend aus dem Buch Jesaja stammt. Die sieben Titel lauten:
O Sapientia (O Weisheit)
O Adonai (O Herr)
O Radix Jesse (O Wurzel Jesse)
O Clavis David (O Schlüssel Davids)
O Oriens (O Aufgang/Morgenstern)
O Rex Gentium (O König der Völker)
O Emmanuel (O Gott mit uns)
Ein faszinierendes Detail dieser Gesänge ist das darin verborgene Akrostichon: Liest man die Anfangsbuchstaben der lateinischen Titel in umgekehrter Reihenfolge (Emmanuel, Rex, Oriens, Clavis, Radix, Adonai, Sapientia), ergibt sich der lateinische Satz „ERO CRAS“. Das bedeutet übersetzt: „Morgen werde ich da sein“. Damit wird die unmittelbare Ankunft Christi an Weihnachten bereits in der Struktur der Gebete angekündigt.
Forscher vermuten die Ursprünge der Texte bereits im 6. Jahrhundert, möglicherweise im Raum Rom oder Mailand. Einige Fachleute sehen in den Schriften des Philosophen Boethius (um 524 n. Chr.) bereits Anspielungen auf die Bildsprache der Antiphonen.
Im 7. und 8. Jahrhundert wurden die Antiphonen fester Bestandteil der römischen Liturgie. Sie verbreiteten sich über monastische Netzwerke (Klöster) in ganz Europa.
Der Liturgiker Amalarius von Metz beschrieb sie um das Jahr 820 n. Chr. als bereits fest etablierten Brauch. Auch von Alkuin, einem Berater Karls des Großen, wird berichtet, dass er die Antiphon O Clavis David auf seinem Sterbebett (804 n. Chr.) gesungen habe.
Inhaltlich verbinden die O-Antiphonen die Sehnsucht des Alten Testaments nach Erlösung mit der Vorfreude des Neuen Testaments auf die Geburt Jesu. Sie sind geprägt von einer tiefen Spiritualität und finden sich heute auch in vielen Adventsliedern wieder, wie zum Beispiel im bekannten „O komm, o komm, Emmanuel“ (das wir hier mit geändertem Text als Antiphon verwendet haben).
Von der Geschichte her waren also die O-Antiphone schon zu Luthers Zeiten bekannt. Luther und die frühen Reformatoren haben die O-Antiphonen nicht abgeschafft, sie wurden jedoch in den rein deutschsprachigen Gottesdiensten seltener verwendet, da sie eng mit dem lateinischen Choralgesang verknüpft waren. Erst durch die liturgischen Erneuerungsbewegungen des 20. Jahrhunderts (z. B. die Michaelsbruderschaft oder die Kirchliche Arbeit für Bibel und Liturgie) kehrten sie als kraftvolle biblische Gebete in den evangelischen Raum zurück.
Unser Pfarrer hat alle O-Antiphon melodisch passend übersetzt, so dass wir zu jeder Vesper im hohen Advent das passende O-Antiphon singen können.
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