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Katharina Pistor » In guter Verfassung? Zur Neuordnung des Geldwesens« (2/3)

Автор: Institut für Sozialforschung Frankfurt am Main

Загружено: 2025-11-24

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Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Adorno-Vorlesungen verbindet Katharina Pistor institutionenökonomische und gesellschaftspolitische Ansätze zu einer kritischen Analyse der gegenwärtigen Geldordnung. Sie untersucht Geld als relationales Gut, das nur durch Partizipation vieler Akteure entstehen und wirken kann, und beleuchtet die hierarchische Struktur des Geldwesens aus dieser neuen Perspektive. Kryptowährungen können diese Ordnung aufbrechen, doch haben sich die meisten dezentral geschaffenen Währungen in die bestehende Hierarchie eingefügt. Dass eine andere Ordnung möglich ist und alternative Modelle sowohl institutionell als auch technologisch realisierbar sind, ist die Kernthese ihrer Vorlesungen.
In der zweiten Vorlesung beschäftigt sich Katharina Pistor mit der Geldverfassung der Gegenwart und plädiert für deren Neuordnung. Diese Verfassung ist nicht in einem einzigen Dokument festgeschrieben, sondern das Produkt von Praktiken, die sich durch Wiederholungen verfestigt haben und auf diese Weise Erwartungen stabilisieren. Eine Vielzahl öffentlicher und privater Akteur:innen und eine noch größere Bandbreite öffentlich bzw. privat emittierter Gelder sind die bestimmenden Elemente dieser Verfassung, wobei nicht alle Akteure gleichgestellt und nicht alle Gelder gleichwertig sind. Die Geldverfassung ist hierarchisch und die Spitze der Hierarchie wird von jenem Geld eingenommen, das die weiteste Verbreitung gefunden hat – nicht zuletzt, weil es von dem Schatten einer Staatsmacht profitiert, die bereit und in der Lage ist, für seinen nominalen Wert und somit seine Zukunft einzustehen. Die Geldverfassung ist somit nicht unveränderlich, sondern spiegelt bestehende Machtverhältnisse wider. Sie ist nicht außergesellschaftlich, sondern durchdringt wirtschaftliche und politische Prozesse, die umso stärker von ihr beeinflusst werden, je mehr die Realisierung geldwerter Profite als Maß aller Dinge idealisiert wird.

Katharina Pistor lehrt als Edwin B. Parker-Professorin für Vergleichende Rechtswissenschaft an der Columbia Law School und ist Ko‑Direktorin des Center for Political Economy an der Columbia University in New York. Die Schwerpunkte ihrer Forschung liegen im vergleichenden Finanzmarkt- und Unternehmensrecht. Nach der eingehenden Beschäftigung mit der Transformation ehemals sozialistischer Länder widmet sie sich seit der Finanzkrise 2008 den rechtlichen Grundlagen kapitalistischer Wirtschaftsordnungen. Für ihre Forschung wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2012 mit dem Max‑Planck-Forschungspreis. Ihr 2019 erschienenes Buch The Code of Capital: How the Law Creates Wealth and Inequality (deutsch: Der Code des Kapitals. Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft, Suhrkamp 2020) wurde in acht Sprachen übersetzt. Ihre Monografie The Law of Capitalism and How to Transform It erscheint im Herbst 2025.

Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2025
23.10.2025
Campus Bockenheim, Hörsaal IV
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Video/Ton/Schnitt: @mkffm
© IfS, mit freundlicher Genehmigung vom Suhrkamp-Verlag (https://www.suhrkamp.de)

Katharina Pistor » In guter Verfassung? Zur Neuordnung des Geldwesens« (2/3)

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