Neue Depressionsleitlinien – Zentrale Rolle der Psychotherapie

Die neuen deutschen Leitlinien zur Behandlung der unipolaren Depression bei Erwachsenen betonen die zentrale Rolle der Psychotherapie. Diese S3-Leitlinien und Nationalen Versorgungsleitlinien (NVL) wurden in einem mehrjährigen Prozess von über 30 ärztlichen und psychologischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden erarbeitet.






Für leichte depressive Episoden gilt die Psychotherapie als Mittel der ersten Wahl, sofern keine besonderen Gründe für eine Pharmakotherapie vorliegen. Bei mittelgradigen Depressionen wird im akuten Stadium von der gleichen Wertigkeit antidepressiver Medikation und Psychotherapie ausgegangen. Für schwere Depressionen wird dezidiert empfohlen, Psychotherapie zusätzlich zur Pharmakotherapie anzubieten.






Die Leitlinien heben hervor, dass Psychotherapien einen deutlich höheren „carry-over“-Effekt aufweisen, was eine längerfristige Wirkung auch nach Beendigung bedeutet. Zudem zeigen Studien, dass eine anschließende Psychotherapie die beste Rückfallprophylaxe darstellt, selbst nach einer erfolgreich abgeschlossenen Pharmakotherapie. Dieser Leitlinienentwicklungsprozess wird als prinzipieller Fortschritt in der Zusammenarbeit der Leistungsanbieter im Bereich der Versorgung depressiv Erkrankter angesehen und integriert Beiträge aus vielen verschiedenen Versorgungsbereichen.






Quelle: H. Schauenburg et al. Neue Depressionsleitlinien – Zentrale Rolle der Psychotherapie. Z Psychosom Med Psychother 55/2009, 354–364.