Der hessische Landbote (Analyse und Interpretation)

Sozialrevolutionäre Flugschrift von Büchner.
Erste richtige Analyse auf Youtube.

Text:
Mit diesen Worten beginnt Georg Büchner seine sozialrevolutionäre Flugschrift Der hessische Landbote.

Mit dieser Schrift fordert er die Bevölkerung zum Handeln für soziale Gerechtigkeit auf. Die Flugschrift lässt sich chronologisch thematisch zwischen die deutschen Jakobinerschriften der französischen Revolutionszeit und das kommunistische Manifest einordnen und stellt den Höhepunkt revolutionärer Publizistik im deutschen Vormärz dar. Vor allem sind Flugschriften das einzig mögliche Informationsmedium, auch im Hinblick auf die Karlsbader Beschlüsse. Insgesamt entstehen also 1000 dieser in Offenbach gedruckten Exemplare, die Büchner zusammen mit dem protestantischen Theologen und Rektor der Lateinschule in Butzbach bei Giessen Ludwig Weidig verfasst. Büchners Vorhaben, weitere Exemplare zu drucken scheitert, da er aufgrund von polizeilicher Ermittlungen nach Straßburg fliehen muss.
Weidig, der eher zur romantisch-volkstümlichen Tradition angehört und national und burschenschaftlich gesinnt ist, nimmt im Nachhinein noch einige Änderungen vor, da er befürchtet, die heftigen Angriffe gegen die Reichen und Liberalen würden die konstitutionellen Kräfte brüskieren. Im Großen und Ganzen fügt er die Bibeltexte ein, und überarbeitet den gesamten zweiten Teil der Schrift.
Büchner ist mit den Änderungen von Weidig nicht zufrieden. Tatsächlich nennt er die staatlichen Abgaben sehr radikal Diebstahl, die Beamten verwandeln sich in abhängige Werkzeuge. Büchner ist der Meinung, man müsse das Landvolk belehren, in welchem Zustand es lebe und in welchem es leben könnte, um es zum Aufstand gegen seine Regierungen zu bewegen.
Um die Schrift spannender zu gestalten, fügt er vor Beginn einen Vorbericht ein.
Diese Warnung soll das Interesse und die Neugierde des Lesers wecken, die scheinbare “verbotene” und verrufene Schrift zu lesen.
Seine Ziele scheinen eindeutig:
Büchner will die ungerechten Zustände der Ausbeutung für die Zukunft grundsätzlich ändern. Die Besitztümer sollen gerecht umverteilt werden. Es ist ein Aufruf zum Krieg, die sogenannte Revolution von unten. Dabei bezieht er sich unter anderem auf die Französische Revolution, die er als Vorbild ansieht. Doch haben die Franzosen den weiteren Schritt nicht geschafft und sind mit Napoleon und deren Nachfolgern (den Bourbonen) wieder einen Schritt zurückgegangen und wie Deutschland schon die ganze Zeit “betrogen” worden. Diesmal soll die Revolution richtig durchgreifen, erfolgreich durchgezogen werden und nachhaltig wirken.

Büchner versucht durch gezielte Zuspitzungen und Vergleiche zu überzeugen. Dabei bezieht er sich sehr häufig auf die Bibel und spielt auf deren Texte und Ereignisse an.


Direkt zu Beginn steigt Büchner mit einem antithetischen Parallelismus ein:
Friede den Hütten, Krieg den Palästen

Darauf folgt eine pathetische Abhandlung, die die Schöpfungsgeschichte umdeutet. Dabei benutzt er mehrere Metaphern, Verbildlichungen und Vergleiche wie zum Beispiel: (hier nicht gelistet)

Die Vergleiche erzeugen Gleichstellung oder sogar Herabsetzung der Unterschicht mit den Tieren. Der Staat mit seinen Organen erscheint als eine durch die Ideologie des Gottesgnadentums gestützte Maschine zur Auspressung und Unterdrückung der Bauern und Bürger. Diese werden zu Ackergäulen und Pflugstieren gemacht, damit sie in Ordnung leben. In Ordnung leben heißt: Hungern und geschunden werden.

Die Berufung im nächsten Abschnitt, auf Zahlen und Fakten, also der Logos, verstärkt seine Thesen, und spricht auch die rationale Seite der Leser an.

Danach bezieht er sich sehr häufig auf die Bibel als Quelle und zitiert sie an verschiedenen Stellen: (hier auch nicht gelistet)

Die Bibel scheint eine gute Quelle darzustellen, da viele Menschen vermutlich mit ihr vertraut sind und der damalige Leser sie als seriös anzusehen vermag.
Aus Büchners Schrift kann man die Bourge ois-Kritik und den romantischen Antikapitalismus herauslesen, vielleicht sogar eine Art Gütergemeinschaft. Auch die von ihm gegründete Gesellschaft der Menschenrechte nimmt frühkommunistische Züge an. Ihm wird folgender Satz nachgesagt: “Soll jemals die Revolution auf eine durchgreifende Art ausgeführt werden, so kann und darf das bloß durch die große Masse des Volkes geschehen, durch deren Überzahl und Gewicht die Soldaten gleichsam erdrückt werden müssen.”


Wenn das deutsche Volk sich bekehre vom Irrtum seines Wandels, werde es als ein erneuertes nunmehr republikanisches Paradies mit einer vom Volk gewählten Obrigkeit wieder auferstehen.
Durch drastische Vergleiche, enge Verfugung von Bibelstellen (Pathos) und Zahlen Fakten (Logos) untermauert er seine Meinung und bringt die Menschen zum Nachdenken.

Quellen: