Leipzig-Schleußig (L) Die drei Glocken der evangelisch-lutherischen Bethanienkirche (Turmaufnahme)

Aus dem wehrartigen Turm der Bethanienkirche im Leipziger Stadtteil Schleußig erklingt ein dreistimmiges Eisenhartgussgeläute. Zur Grundsteinlegung der Kirche goss die Glockengießerei Franz Schilling in Apolda 1931 zwei Glocken, welche mit einer älteren Glocke aus der Interimskirche das erste Geläute der Bethanienkirche bildeten. Doch schon zehn Jahre später mussten alle Glocken zu Kriegszwecken eingeschmolzen werden. Nachdem die Kirche ab 1950 wieder genutzt werden konnte, dachte man auch bald an eine Wiederbeschaffung von Glocken. Die Wahl fiel auf drei Eisenglocken, welche von der Firma Schilling und Lattermann gegossen wurden. Die Montage erfolgte in einem Stahlglockenstuhl mit gekröpften Jochen. Die eher mäßige Klangentfaltung der kleinen Glocke profitiert von diesen Armaturen nicht. Die Akustik im Turm und die bessere klangliche Qualität der beiden größeren Glocken kann dem etwas entgegenwirken.

Gl. 1 | Totenglocke | f' | 1200 kg | 1460 mm | Schilling und Lattermann (1954)
Gl. 2 | Vaterunserglocke | a' | 550 kg | 1150 mm | Schilling und Lattermann (1954)
Gl. 3 | Betglocke | c'' | 320 kg | 960 mm | Schilling und Lattermann (1954)

Nachdem der Leipziger Stadtteil Schleußig bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch zur nahegelegenen Kirchengemeinde Kleinzschocher gehörte, existierte dort auch noch kein eigenes evangelisches-lutherisches Gotteshaus. Als die Einwohnerzahlen zur Jahrhundertwende angestiegen sind und bereits 1892 in einer Schulaula ein Gottesdienst gefeiert werden konnte, errichtete man von 1904 bis 1905 eine Interimskirche. Obwohl bereits einige Jahre später der Bau einer richtigen Kirche im Raum stand, konnte dieser aufgrund des Ersten Weltkrieges zunächst nicht ausgeführt werden. Die Bethanienkirche wurde ab 1931 im Stile der Neuen Sachlichkeit erbaut und erinnert mit ihrer Architektur an den Bibelspruch "eine feste Burg ist unser Gott". Die Einweihung konnte am 29. Januar 1933, einen Tag vor der Machtergreifung der Nazis stattfinden.
Nach einem Bombeneinschlag während des Zweiten Weltkrieges war die Kirche bis 1950 kaum nutzbar, ab 1953 verwendete das Rundfunkorchester Leipzig die ausgezeichneten Akustik des Raumes für diverse Tonaufnahmen. So konnte die Gemeinde nach und nach verschiedenste Restaurierungsarbeiten finanzieren und auch eine neue Orgel anschaffen, welche aktuell restauriert wird.

Bedanken möchte ich mich bei der Kirchengemeinde für die Aufnahmegenehmigung, insbesondere aber bei Kirchengemeindevorsteher Dr. Meigen für seine Zeit und dund schließlich auch bei Felix für die Organisation des schönen Tages in Leipzig! Sein Video:    • Leipzig-Schleußig (L) Glocken der Bethanie...  

Aufgezeichnet am Samstag, den 16. November zu einem gesonderten Glockenläuten.