oder Bewährung bei Vergewaltigung? KO Tropfen und Sexualstrafrecht - Live

Vergewaltigung, geplante Gesetzesänderung und BGH Entscheidung
Die Verabreichung von K.O.-Tropfen im Rahmen sexueller Handlungen wirft zentrale Fragen im Sexualstrafrecht auf: Welche Strafnormen greifen bei einer Vergewaltigung durch bewusstseinsbeeinträchtigende Substanzen? Und wie hoch ist die Strafe bei Vergewaltigung in Deutschland tatsächlich?

Nach § 177 StGB reicht der Regelstrafrahmen bei Vergewaltigung von zwei bis fünfzehn Jahren Freiheitsstrafe, je nach Schwere- und Qualifikationsmerkmalen (beispielsweise Einsatz von Gewalt oder gefährliches Werkzeug).
Bundesgerichtshof (BGH, Beschluss vom 8. Oktober 2024 – Az. 5 StR 382/24): K.O.-Tropfen kein „gefährliches Werkzeug“ im Sinne des § 177 Abs. VIII Nr. 1 StGB. Flüssige Substanzen wie GHB oder GBL gelten nicht – unabhängig von der Wirkung – als Werkzeug, da sie keine feste Form besitzen. Diese Entscheidung hat erhebliche Bedeutung für die juristische Bewertung von Vergewaltigungen mit Substanz-Einsatz.

Trotzdem bleibt die Tat formell als Vergewaltigung oder sexueller Übergriff strafbar:
Parallel dazu steht eine straf- und strafpolitische Debatte im Raum: Mindestens fünf Jahren Freiheitsstrafe für Vergewaltigungen mit K.O.-Tropfen oder ähnlichen bewusstseinsbeeinträchtigenden Substanzen. Ziel ist eine explizite Verschärfung des Strafrahmens, wenn Täter durch Substanzen die Wehr- oder Willensfähigkeit der Opfer herabsetzen.
Hauptproblem ist jedoch nicht der Strafrahmen, sondern die Ermittlungspraxis und Beweissicherung (z. B. toxikologischer Nachweis, Erinnerungslücken, Dunkelziffer). Die Entscheidung des BGH unterstreicht die Bedeutung sauberer Verfahren und begrifflicher Klarheit im Sexualstrafrecht.
Die Analyse erfolgt im Beitrag durch den Strafverteidiger Konstantin Grubwinkler (Reubel Grubwinkler Rechtsanwälte), mit Fokus auf die praktische Wirkung des BGH-Beschlusses, den aktuellen Strafrahmen bei Vergewaltigung und die bevorstehende Gesetzesinitiative.

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