Der Jude im Nazi-Deutschland unter dem Schutz von Adolf Hitler - Eduard Bloch

Für die rund 200.000 österreichischen Juden bedeutete der Anschluss eine schreckliche Zeitenwende. In der Nacht des 11. März und in den darauffolgenden Wochen kam es im ganzen Land zu pogromartigen Ausschreitungen. Österreichische Nazis griffen Juden an, prügelten und demütigten sie. Sie zwangen die Juden, die Straßen zu schrubben, öffentliche Toiletten zu reinigen und erniedrigende Arbeiten zu verrichten. Viele beschlossen, Österreich zu verlassen. Vor den Konsulaten in Wien bildeten sich lange Warteschlangen.

Eduard Bloch war jedoch nicht unter ihnen. Nachdem der 66-jährige Bloch einen Brief an Hitler geschrieben hatte, in dem er ihn um Hilfe bat, intervenierte Hitler persönlich, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Eduard Bloch wurde daraufhin von der Gestapo unter besonderen Schutz gestellt. Er war der einzige Jude in Linz mit diesem Status.
Eduard Bloch lebte mit seiner Frau ungestört im gemeinsamen Haus. Zwei Wochen nach dem "Anschluss", am 28. März 1938, bekamen sie Besuch von der Gestapo. Einer der Gestapoleute sagte zu den Blochs: "Ich bin informiert, dass Sie einige Souvenirs des Führers haben, ich würde sie gerne sehen."
Die Gestapo verlangte die Herausgabe der Gegenstände - zwei Postkarten und das Gemälde von Adolf Hitler. Die Gestapo beschlagnahmte die Postkarten. Das Gemälde besaßen die Blochs zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.

Die Blochs blieben fast drei Jahre lang unbehelligt in ihrem Haus in Linz. Dann bat Eduard Hitler darum, zu seiner Tochter nach New York City ziehen zu dürfen. Sie war mit ihrem Mann, Dr. Franz Kren, vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in die Vereinigten Staaten ausgewandert.
Adolf Hitler ordnete an, dass die Ausreiseformalitäten für ihn erleichtert werden sollten, und in der Zwischenzeit sorgte die Gestapo dafür, dass niemand sie belästigte. Martin Bormann, Hitlers Privatsekretär, überwachte alles persönlich.
Als die Formalitäten für die Auswanderung abgeschlossen waren, konnten Eduard Bloch und seine Frau Lili ihr Wohnhaus ohne Intervention der Behörden zum Marktwert verkaufen, was angesichts der damaligen Notverkäufe von auswandernden Juden und der Enteignung jüdischen Vermögens durch die Reichsfluchtsteuer höchst ungewöhnlich war. Außerdem durften die Blochs den Gegenwert von 16 Reichsmark außer Landes bringen; der übliche Betrag, der Juden zugestanden wurde, betrug lediglich 10 Reichsmark.

Im Oktober 1940 konnten Eduard Bloch und seine Frau nach Lissabon ausreisen. Portugal war während des Zweiten Weltkriegs offiziell neutral. Dort schifften sie sich an Bord eines spanischen Ozeandampfers in die Vereinigten Staaten ein und ließen sich im New Yorker Stadtteil Bronx nieder. Bloch konnte jedoch nicht mehr als Arzt praktizieren, da sein medizinischer Abschluss aus Österreich-Ungarn nicht anerkannt wurde.

Während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten sagte Bloch über Hitler: "Als Jugendlicher war er ruhig, gut erzogen und ordentlich gekleidet. Er wartete geduldig im Wartezimmer, bis er an der Reihe war, verbeugte sich dann wie jeder 14- oder 15-jährige Junge als Zeichen des Respekts und bedankte sich stets höflich beim Arzt. Er war groß und blass und sah älter aus als er war. Seine Augen, die er von seiner Mutter geerbt hatte, waren groß, melancholisch und nachdenklich."

Und er sagte weiter: Hitler war zwar kein Muttersöhnchen im üblichen Sinne, aber eine engere Bindung zwischen Mutter und Sohn habe ich nie erlebt. Ihre Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit. Klara Hitler vergötterte ihren Sohn. Sie erlaubte ihm, seinen eigenen Weg zu gehen, wann immer es möglich war. So bewunderte sie zum Beispiel seine Aquarelle und Zeichnungen und unterstützte seine künstlerischen Ambitionen, ganz im Gegensatz zu seinem Vater. Adolf Hitler war der traurigste Mensch, den ich je gesehen hatte, als er vom bevorstehenden Tod seiner Mutter erfuhr.
In seiner Autobiographie Mein Kampf schrieb Hitler: "Ich ehrte meinen Vater, aber ich liebte meine Mutter. Ihr Tod war ein furchtbarer Schlag".

Eduard Bloch war 73 Jahre alt, als er am 1. Juni 1945 starb, knapp einen Monat nach Hitlers Tod.


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