Was macht einen christlichen Führungsstil aus? (Hans-Joachim Eckstein) KCF

Kernstelle: Markus 10,45 – Zusammenhang: Markus 10,35-45 – Parallelstelle: Johannes 13,1-17

In Jesus Christus haben Führungskräfte ihren Meister gefunden. Wer lernt, dem richtigen nachzufolgen, der lernt auch richtig zu leiten!
Kann man von einem, dessen Weg am Kreuz endete, erfolgreiches Leiten lernen? Über den wirklichen Erfolg entscheiden nicht Widerstand und Krise, sondern die Richtigkeit des Weges, die Konsequenz und Ausdauer derer, die vorangehen, und das endgültige Ergebnis. Bei Jesus Christus war die Passion der Weg, den er vollendete – aber keineswegs das Ende.
Ist eine Orientierung an Jesus Christus nicht viel zu idealistisch und weltfremd? Im Gegenteil – sie bewährt sich als das realistische Ideal christlicher Führung. Realistisch, weil diese so wenig ideale Welt nicht anders zu gewinnen ist und weil sie auf geheimnisvolle Weise erfolgreicher ist als jede nicht an höheren Idealen orientierte Führung.
Was zeichnet einen christlichen Führungsstil aus? Das auffälligste Merkmal mag sein, dass das geläufige hierarchische Denken offensichtlich auf den Kopf gestellt wird: „Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein“ (Mk 10,42f.)
Ein dienender Führungsstil ist nicht selbstherrlich und selbstbezogen, sondern durch drei Relativierungen – d.h. „Verhältnisbestimmungen“ – geprägt:

1.) Führung geschieht im Bewusstsein eigener Verantwortung und Verantwortlichkeit gegenüber einem Höheren und Größeren, gegenüber verbindlichen Werten. Christliche Führung weiß sich Gott gegenüber verantwortlich und auf eigene Führung, Begleitung und Befähigung angewiesen. Vision, Mission und Autorisierung empfängt christliche Führung „im Aufsehen auf Gott als den einen Herrn“ und „in Verantwortung vor Gott“. 

2.) Christliche Führung weiß sich dazu berufen und verpflichtet, die anvertrauten Menschen nicht zum eigenen Vorteil zu missbrauchen, sie nicht auszubeuten und gefügig zu machen. Sie weiß, dass ihre Verantwortung und Autorität zu Vorteil und zu Entfaltung und Wohl der zu führenden, zu lehrenden und anzuleitenden Menschen gegeben worden ist. Die uns als Führungskräften anvertrauten Menschen sind nicht für uns da, sondern wir für die Menschen. Wenn schon Jesus Christus als der Herr der Welt nicht kam, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zugunsten anderer Menschen einzusetzen (Mk 10,45), wieviel mehr hat das dann für die Verantwortungsträger und Führungskräfte zu gelten, die ihrerseits in seinem Dienst stehen.
3.) Christlicher Führungsstil orientiert sich also an Gott und den vorgegebenen Werten, an den anvertrauten Menschen und ihrer Förderung und Entfaltung. Drittens hat ein „dienender Führungsstil“ nicht die Eigeninteressen, sondern die vorgegebene Aufgabe und das aufgetragene Ziel als Maßgabe – die Mission und die Vision. Selbstkritisch ist stets zu prüfen und selbstbewusst ist immer wieder zu vergegenwärtigen, dass es nicht um Selbstbestätigung und Selbstbehauptung gehen soll, sondern um den verantwortlichen Einsatz der eigenen Autorisierung, Fähigkeit und Macht zur Förderung von Gott, den anvertrauten Menschen und dem vorgegebenen Auftrag.
Das Geheimnis des „Dienenden Führungsstils“ besteht nun freilich darin, dass er vom Ergebnis und Ende her gesehen auch selbst viel mehr Bedeutsamkeit, Sinnhaftigkeit und Lebensentfaltung erfahren wird als jede Form des selbstbezogenen, autoritären und rücksichtslosen Führungsstils. All die, die in dieser Welt einst „als Herrscher“ galten und die Menschen unterdrückten und den Völker Gewalt antaten, sind längst entmachtet und gestorben (Mk 10,42f). Der Herr der Welt, der als der Sohn Gottes auf diese Welt kam, um den Menschen in Zuwendung, Wertschätzung und Hingabe zu dienen, wurde wohl von diesen gekreuzigt – am Ende aber erwies er sich in seiner Auferstehung und in seinem Leben als der wahre Herr, dem auf seine Weise alle dienen sollen.

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