20 Uhr- Gedanken
Автор: Sina Wagner
Загружено: 2021-11-20
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Afghanistan, Corona, Überschwemmung, Waldbrände, Krieg...
Die Nachrichten überschlagen sich und ein Unglück jagt das nächste.
Wie gehen wir, in unserer wohlhabenden Gesellschaft, damit um, wenn wir das sehen?
Text:
tot.
zerfetzende Not.
trotz klarem Verbot
fliegen 5-mal zu viele Leute mit fort.
hauptsache weg von diesem Ort
wo ihnen der sichere Tod bereits droht.
das Flugzeug rollt los
das Flugzeug hebt ab
ein paar der Menschen stürzen herab
sie hatten es nicht ins überfüllte Flugzeug geschafft
und sich außen festgehalten mit letzter Kraft
das Flugzeug rollt los
das Flugzeug hebt ab
ein paar der Menschen stürzen herab
sie hatten es nicht ins überfüllte Flugzeug geschafft
und sich außen festgehalten mit letzter Kraft
tot.
todmüde gähnend
vor Selbstmitleid tränend
quäle ich mich aus dem Bett heraus.
zieh eins meiner 10 Outfits ausm Schrank heraus
und murmle genervt in mich hinein
„könnten ruhig n paar mehr von den T-Shirts sein“
und länger schlafen wäre auch mal nett
es war so schön warm in meinem Bett.
aber sie warn so früh wach, die Kinder…
Kinder. Kinder!
wo sind eure Schuhe?
zum Packen bleibt jetzt keine Ruhe
ein Kind an die Hand, eins auf dem Arm
die wichtigsten Sachen im Rucksack und dann
losrennen Kinder, lauft so schnell euch die Füße tragen
lauft einfach weiter, stellt keinerlei Fragen
ignoriert die Schießereien und das laute Geknalle
und versucht nicht zu stolpern, nicht hinzufallen.
wohin es geht weiß ich nicht, hauptsache weg von dem Krieg
wo einem Terror und Bomben um die Ohren fliegen.
Urlaub. fliegen. wohin solls denn gehn?
Camping geht gar nicht und auch nicht nur See
nee.
Pool und Meer, muss mindestens her
und der Strand
bitte kein Kies sondern Sand
welches Land? uns sind schließlich so viele schon bekannt. Puh, die Entscheidung die fällt schwer, bitte mal alle Vorschläge her.
und zack schießen 1000 Wünsche raus wie aus nem Gewehr.
Gewehr. im Nacken.
das Mädchen sieht nur sie packen
ihren Papa ganz fest
ist das nur ein Test?
er bettelt und fleht
er windet und dreht sich
„papa sag ihnen dass du unschuldig bist“ ruft sie ihm zu
die Situation eskaliert, sie hält sich die Augen zu
Schuss.
Schuss. Für mich bitte ne Cola mit Schuss.
Jeder Schluck ein wahrer Genuss
die Party im Gange, der Raum voller Leute
leicht bekleidete Frauen sind leichte Beute
hier geht fast keiner alleine heim heute.
Musik die schallt und Lichter die blinken
ohne Ausnahme alle versinken im Trinken.
Ertrinken.
sie fuchtelt wild, versucht zu winken.
zwischen Trümmern zu schwimmen
gegen die Flut zu gewinnen
und sucht inmitten des Gewimmers
irgendwo da drinnen
die Stimmen.
die von ihren Kindern und Mann
sie ruft so laut sie kann
orientierungslos hofft sie bloß
dass die Anzahl der Toten nicht ganz so groß
wie bei den letzten Überschwemmungen ist.
und dass unter den Opfern nicht die Familie ist.
mit letzter Kraft hält sie sich fest
an vorbeischwimmendem Möbelrest.
Reste. Och nee. gar keine Lust
wegwerfen wär schade is mir schon bewusst
aber ich hab grad so Lust auf ne Tüte Pommes Frites
und die Nudeln von gestern – die halten da nicht mit
also wohl oder übel werf ich sie weg
und fahr in den Mc
zum Laufen sind mir die 300m heute zu weit
tut mir leid
aber das Auto stand grad so schön bereit
die Umwelt kann heut jemand anderes retten
meine Hilfe bringt eh nix, wollen wir wetten?
da kann ich auch einfach weiterleben…
ich schau lieber auf mich und was mir gefällt
statt zuzusehen, wie der Rest der Welt zerfällt.
ist nicht jeder seines eigenen Glückes Schmied?
was bringt‘s also wenn ich Hilfe anbiet?
was bringts also mich um andre zu scheren
ob die jetzt mit nem Boot das Meer überqueren
oder sich Waldbrände rasant vermehren?
viel ändern kann ich daran ja nicht
also verneble ich einfach meine Sicht?
dreh ich den Kopf nur zur Sonne hin
oder schau ich auch wohin
denn der Schatten hinter mir fällt?
denn selbst wenn ich nichts tun kann werd ich sehn
wie übertrieben überfließend gut es mir geht
wie unverschämt banal manche Probleme sind
und wie wohlhabend reich beschenkt ich doch bin.
je mehr mein Herz für andre blutet
desto dankbarer werde ich für all das Gute
und nie nie niemals will ichs als selbstverständlich sehn
mich nur um mich und um mein Leben drehn
ignoriern oder vergessen dass es reine Gnade
Privileg, Geschenk, eine Liebesgabe ist,
die mich hinstellte wo ich grade bin
ich hier und nicht im Krieg geboren bin
ich Essen, Wärme und Bildung habe
und mir mein Handy aussuchen kann in der Lieblingsfarbe
dass ich Gott sei Dank außerdem
das Leid nicht in echt sondern der Tagessschau seh.
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