Bandscheibe nähen? Ist das möglich?

Bandscheiben bestehen aus einem äußeren Faserring (Anulus fibrosus) und einem gallertartigen inneren Kern (Nucleus pulposus). Wenn der Faserring reißt – etwa bei einem Bandscheibenvorfall – kann der gallertartige Kern austreten und auf Nerven drücken. Eine "Naht" des gerissenen Faserrings ist in der Praxis jedoch aus mehreren Gründen nicht möglich bzw. medizinisch nicht sinnvoll:

Strukturelle Gegebenheiten:
Der Faserring besteht aus konzentrischen Faserlagen aus kollagenem Bindegewebe. Dieses Gewebe ist nicht homogen wie eine Haut oder Muskulatur, sondern sehr faserig, wenig vaskularisiert (kaum durchblutet) und mechanisch schwer zu durchdringen. Eine sichere, haltbare Naht ist kaum möglich.

Mangelnde Heilungskapazität:
Bandscheibengewebe hat kaum eigene Blutversorgung. Das bedeutet, selbst wenn man den Riss nähen würde, könnte die Wunde kaum heilen – es fehlt an den notwendigen biologischen Voraussetzungen für eine Regeneration.

Mechanische Dauerbelastung:
Die Bandscheiben stehen dauerhaft unter hohem Druck, insbesondere im Sitzen, beim Bücken oder Heben. Eine Naht würde diesen Belastungen nicht standhalten. Selbst feinste Bewegungen und Druckveränderungen könnten die Naht wieder aufreißen.

Fehlende Regenerationsfähigkeit des Nucleus:
Ist der Gallertkern ausgetreten, kann er nicht wieder in die Bandscheibe „zurückgeschoben“ werden. Auch eine Naht des Faserrisses würde das verlorene Material nicht wieder integrieren. Zudem schrumpft der Nucleus nach einem Vorfall häufig irreversibel.

Alternative Verfahren sind sicherer und effektiver:
In der Praxis konzentriert sich die Behandlung auf die Druckentlastung (z. B. durch Mikrodisektomie) und auf eine Stabilisierung der Wirbelsäule, nicht auf das Wiederherstellen der ursprünglichen Bandscheibenstruktur. In Einzelfällen kommen Bandscheibenprothesen oder Fusionen zum Einsatz – keine Naht.

Fazit:
Das Nähen einer Bandscheibe ist weder technisch praktikabel noch biologisch sinnvoll. Der Aufbau, die mangelnde Durchblutung und die hohe Belastung machen eine Naht unmöglich. Stattdessen zielt die Therapie auf Schmerzlinderung, Funktionsverbesserung und Verhinderung weiterer Schädigungen ab.

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