Orlataler Erinnerungen ... Pößneck unt. Bf. - Orlamünde

Das (nicht vorhandene) Ende vorweggenommen - diese Strecke hat heute modernen ÖPNV und ist - mit Lücken - nahezu stündlich über Orlamünde an Jena angebunden. Sie wird gut genutzt und gehört zum festen Bestandteil des Regionalverkehres in der Region.

Aber das war kein Selbstläufer! In den 1990ern stand es auch um diese Strecke immer schlechter. Vernachlässigte Unterhaltung - wir sehen die La-Stellen im Film - weil DB Netz nichts mehr investieren wollte. Und der 'Aufgabenträger', stur an die (unsinnigen) Vorgaben gebunden, wollte den Verkehr nicht länger bestellen. Das Ende schien unabwendbar.

Zu Hilfe eilte schließlich ein Großereignis, die thüringer Landesgartenschau in Pößneck 2000. Im Hinblick darauf einigte man sich, die Strecke zu sanieren und weiterhin Verkehr zu bestellen - eine weise Entscheidung, die letztendlich zum heutigen Status quo führte.

Am 01. Oktober 1889 konnte man zum ersten Mal mit dem Zug von Orlamünde nach Pößneck unt. Bf. fahren, das damals noch nicht eingemeindet war und Jüdewein hieß. 3 Jahre später, 1892, wurde Jüdewein zur Spitzkehre, denn es wurde die Verlängerung nach Oppurg an der Strecke Gera - Saalfeld(Saale) eingeweiht. Nun hatte man an beiden Enden Hauptbahnanschluß und hätte theoretisch sogar vom unteren Bahnhof über Oppurg mit Umsteigen zum oberen Bahnhof fahren können, was aber wohl niemand tat..

Rund um den unteren Bahnhof siedelte sich im Laufe der Jahre reichlich Industrie an, so daß der Bahnhof immer stärker vor allem im Güterverkehr genutzt wurde. Das erreichte seinen Höhepunkt zu Zeiten der DDR, wo das Güterverkehrsaufkommen des unteren Bahnhofs das des oberen Bahnhofs an der Hauptstrecke eindeutig überstieg.

Im Reiseverkehr kam es darauf an, wohin man wollte. Richtung Jena, Weimar und Erfurt empfahl sich die Fahrt ab unteren Bahnhof, Richtung Gera und Leipzig oder Saalfeld fuhr man besser vom oberen Bahnhof ab. Wobei es immer auch Reisevarianten gab, die auch vom jeweils anderen Bahnhof möglich waren.

In dieser 'Aufteilung' zeigt sich aber auch schon, daß es sich zumindest für die Pößnecker nicht unbedingt empfahl, die Verbindungsstrecke nach Oppurg zu benutzen, weil das mit einem zusätzlichen Umsteigen verbunden war in den gleichen Zug, in den man auch gleich am oberen Bahnhof einsteigen konnte. Diese Verbindung war von Interesse, wenn man zum Beispiel aus dem Raum Kahla - Jena in die Gegend um Neustadt(Orla), Triptis oder Weida wollte. Jedoch hielt sich ein solches Verkehrsbedürfnis stets in Grenzen.

Gemessen an der Lage zur Innenstadt gab es keinen nennenswerten Unterschied zwischen beiden Bahnhöfen, zentral lag und liegt keiner von beiden. Das ist ein Mangel, der bis in die Gegenwart besteht.

1946 wurde die 3,2 km lange Verbindungsstrecke nach Oppurg als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgebaut. Sie wurde nie wieder errichtet.

Zwischen Orlamünde und Pößneck unt. Bf. verkehrten über all die Jahre zwischen 5 und 7 Zugpaare täglich, teils als PmG, weiter nach Oppurg fuhren 4 Zugpaare. Nur selten fuhren Züge umsteigefrei weiter in Richtung Göschwitz und Jena, in der Regel wurde immer in Orlamünde umgestiegen.

Der Bahnhof Pößneck unt. Bf. erhielt 1979 ein sogenanntes EZMG-Stellwerk aus einer Serie, die eigens zur Rationalisierung des Betriebs auf Nebenbahnen aus der Sowjetunion beschafft wurde. An das Erscheinungsbild der dazugehörigen Signale mußte man sich lange gewöhnen, aber igendwann gehörten sie zum Bild.. Jedenfalls zeigt das, daß dem Bahnhof schon die entsprechende Bedeutung, mit Recht, beigemessen wurde.

Die Wende 1989 brachte natürlich auch hier die gleichen Erscheinungen wie überall im Osten mit sich, Zusammenbruch des Güterverkehrs, Autoboom, aber auch Arbeitslosigkeit und Abwanderung. Die vereinigte DB versuchte, mit einem Taktfahrplan Reisende zurückzugewinnen, aber der Erfolg war mäßig. Es war zu früh, den "Freie (Auto)Fahrt für freie Bürger"-Hype erfolgreich umzukehren!

So sah es also bald danach aus, als käme das Ende in Kürze - und damit sind wir wieder am Anfang der Beschreibung angekommen. Wie immer es - wohl auch kontrovers - gelaufen sein mag, am Ende hatten Menschen mit Verantwortungsgefühl eine tragende Zukunftsentscheidung gefällt. Dieser verdankt die Strecke ihre Existenz bis heute und auch in Zukunft.

Zwischen 1999 und 2000 wurde die Strecke schließlich grundsaniert, während dieser Zeit fuhren Busse. Rechtzeitig zur Landesgartenschau konnte sie wiedereröffnet werden. Und seit 2001 bis in die Gegenwart ist das Umsteigen in Orlamünde Geschichte, weil die Züge bis Jena Saalbahnhof durchgebunden sind. Betreiber ist heute die Erfurter Bahn mit Regioshuttle.

Licht und Schatten sind oft nah beieinander.. Die Rationalisierung erfolgte, wie oft auf Stichbahnen, in der Weise, daß die Strecke nun nur noch aus einem durchgehenden Gleis, ohne Weichen, besteht. Sonderzüge praktisch unmöglich..

Aber sie ist in Betrieb!

Viel Spaß beim Vergleichen der alten Bilder mit der Gegenwart, 'gute Reise'!

Daten aus Wikipedia.