Die Nazis produzierten 664 Uranwürfel - jetzt tauchen sie wieder auf und beunruhigen Forscher

Die sogenannten Heisenberg-Würfel sind würfelförmige Artefakte aus natürlichem Uran, die Teil des deutschen Forschungsprogramms zur Kernenergie während des Zweiten Weltkriegs waren. Jeder Würfel hat eine Kantenlänge von etwa fünf Zentimetern und wiegt etwas weniger als zweieinhalb Kilogramm. In den 1940er Jahren dienten sie als modulare Brennelemente in den experimentellen Kernreaktoren, die von Wissenschaftlern des Dritten Reiches gebaut wurden. Im Frühjahr 1945 wurden 664 solcher Würfel an Aluminiumdrähten im Keller der Schlosskirche von Haigerloch in Südwestdeutschland aufgehängt, wo sie zusammen mit schwerem Wasser eine sich selbst erhaltende Kettenreaktion ermöglichen sollten. Der Reaktor erreichte jedoch nie den kritischen Zustand. Wenige Tage später fanden alliierte Kommandos der wissenschaftlichen Alsos-Mission 659 der 664 Würfel, die die Deutschen in aller Eile auf einem nahegelegenen Feld vergraben hatten, um sie vor den vorrückenden Truppen zu verbergen. Der gesamte Vorrat gelangte zusammen mit der Dokumentation und dem schweren Wasser in alliierte Hände und wurde anschließend in die Vereinigten Staaten gebracht. Nach dem Krieg gingen die Würfel im allgemeinen Chaos verloren, verteilt auf Labore, Lager und private Sammlungen. Über Jahrzehnte galten sie als verschollen. Erst in den letzten Jahren tauchten einige von ihnen wieder in Museen, Forschungsinstituten und Privatsammlungen auf. Ihre Wiederentdeckung gab den Anstoß zu neuen Untersuchungen auf dem Gebiet der nuklearen Forensik und lenkte die Aufmerksamkeit auf Fragen der Sicherheit und Überwachung sogenannter verwaister Strahlenquellen. Das deutsche Forschungsprogramm zur Kernspaltung begann 1939 als wissenschaftliches Unternehmen, gewann aber mit dem Verlauf des Zweiten Weltkriegs zunehmend militärische Bedeutung. Es bestand aus zwei konkurrierenden Hauptgruppen: dem Team um Werner Heisenberg am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin, das später nach Hechingen und Haigerloch verlegt wurde, und der Gruppe von Kurt Diebner beim Heereswaffenamt, die in Gottow arbeitete. In den frühen Experimenten verwendete Heisenberg Uranplatten in einem Moderator, während Diebner das Konzept entwickelte, das Brennmaterial in Form identischer Würfel zu gießen, die in einem dreidimensionalen Gitter im schweren Wasser aufgehängt werden konnten. Diese Lösung bot bei den verfügbaren Materialien eine bessere Neutroneneffizienz und erleichterte den Betrieb sowie die Montage der Reaktorkomponenten. Bis 1943 war die Würfelform im Diebner-Labor Standard geworden, und 1944, nach der Verlegung von Heisenbergs Team nach Haigerloch, wurde das Konzept auch in dessen Forschungen übernommen. In der Endkonfiguration des als B-8 bezeichneten Reaktors in Haigerloch wurden 664 solcher Würfel an achtundsiebzig Aluminiumdrähten aufgehängt und in schwerem Wasser in einem zylindrischen Tank versenkt, der von einem Graphitreflektor umgeben war. Das Experiment zeigte eine Zunahme der Neutronenzahl nach Einbringen einer Strahlungsquelle, doch das System erreichte keine sich selbst erhaltende Kettenreaktion. Nachkriegsanalysen ergaben, dass den Deutschen etwa die Hälfte der benötigten Menge an Uran und schwerem Wasser sowie Zeit und Ressourcen zur Fertigstellung fehlten. Ein Teil der Würfel könnte in amerikanischen Forschungslaboren verwendet worden sein, andere dienten zu Lehrzwecken, und einige gingen in nicht dokumentierten Transfers verloren. Die Zahl 664 bezieht sich nur auf den Reaktor in Haigerloch, während die Gesamtzahl der in beiden deutschen Einrichtungen hergestellten Würfel bis zu zweitausend betragen haben könnte. In der Endphase des Krieges wurden Elemente aus verschiedenen Laboren häufig gemischt, was die heutige Identifizierung ihrer Herkunft erschwert. Moderne Forscher, denen vollständige historische Unterlagen fehlen, stützen sich daher hauptsächlich auf chemische und physikalische Analysen der erhaltenen Exemplare.

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