Oktoberfest München 2025 - 21 September 2025 Der Trachten und Schützenzug - Theresienwiese - Part 1
Автор: Veysel Erçağlar
Загружено: 2025-09-21
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Wenn in München die ersten Schläge der Festtrommel über die Theresienwiese rollen, ist das Oktoberfest längst nicht mehr nur eine Stadtangelegenheit. Es ist der Endpunkt einer Reise, die in den Tälern der Alpen beginnt: in Oberstdorf, wo der Morgen nach Heu duftet; in Garmisch-Partenkirchen, wo Holzfassaden mit Lüftlmalerei Geschichten atmen; in Mittenwald, wo Geigenbauer Harz und Ahorn in Klang verwandeln; am Tegernsee und Schliersee, wo die Boote wie Kommas auf dem Wasser sitzen; am Chiemsee, wo die Berge mit dem See sprechen; im Berchtesgadener Land, wo Almen wie grüne Inseln auf Felsinseln liegen. Von hier ziehen die Menschen, ihre Tracht, ihre Musik und ihr Handwerk in die Landeshauptstadt – und machen die Wiesn zu dem, was sie ist: eine Volkskultur in Bewegung.
Der Weg beginnt oft früh im Jahr. Im Allgäu, bei Sonthofen, Pfronten oder Oy-Mittelberg, treiben Sennen das Vieh auf die Weiden. Später im Herbst wird beim Viehscheid der Kranz auf die schönste Kuh gesetzt, Glocken singen metallische Lieder, und die Dorfgassen sind voll Kinderhände, die winken. Diese Handschlag-Wirklichkeit, das Ineinandergreifen von Arbeit und Fest, kommt mit in die Stadt: Als Schmuck am Gamsbart, als Muster auf der Schürze, als Rhythmus im Schuhplattler.
Im Werdenfelser Land zählt der Winter anders. Wenn der Schnee die Wege schließt, öffnen Werkstätten: ein Schuster in Partenkirchen, der Sohlen auf Leder näht; ein Drechsler in Bad Tölz, der Teller rundet; eine Schneiderin am Achensee-Kamm (ja, die Grenze ist porös), die ein Mieder an den Körper der Trägerin denkt. Diese Geduld steckt später im Zelt: im Sitz der Lederhose, in der Falte des Dirndls, in einem Hemd, das nicht schreit und gerade deshalb gesehen wird. Volkskultur funktioniert wie Bergwasser: ruhig, klar, und sie sucht sich ihren Weg.
Wenn die Kapellen aus Traunstein, Rosenheim, Murnau oder Füssen anrücken, bringen sie mehr als Noten. Sie bringen den Atem der Höhenmeter mit: den langen Ton der Trompete, gelernt auf Dorfplätzen; das genaue Ohr für Takt, geübt auf Kirchtagsbühnen; das Wissen, wann man hebt und wann man stehen lässt. Im Zelt, wenn „Ein Prosit“ den Raum zusammenzieht, ist da plötzlich die gleiche Logik wie am Berg: Man geht gemeinsam, sonst geht man nicht.
Zwischen all dem rollt München seine Teppiche aus. Die Wirte, die Rossgespanne, die Brauereien – sie stellen die Bühne. Doch die Darsteller kommen zur Hälfte aus Orten, die in Stadtplänen oft nur als feine Linien auftauchen: Lenggries mit seinen Goaßlschnalzern; Reit im Winkl mit Schuhplattlern, die den Boden lesen können; Berchtesgaden mit Buttnmandln (im Winter) und Zwiefachen (im Sommer); Mittenwald, wo ein Zitherspieler aus Holz Wärme zieht. Auf der Wiesn treffen sie sich alle, und die Stadt wird zum Dorf – ohne klein zu werden.
Essen erklärt diese Verbindung besser als große Worte. Eine Brezn aus Rosenheim mit Lauge, die die Lippen prickelt. Ein Hendl, dessen Haut leise bricht. Ein Käse aus dem Allgäu, der etwas vom Hang erzählt, an dem die Milch gewachsen ist. Zwetschgendatschi aus dem Voralpenland, dessen Zucker nicht versteckt, sondern hebt. Was die Leute mitbringen, ist nie nur Produkt, immer Prozess: Wege, Hände, Zeit. Deshalb schmeckt es im Zelt nach mehr als nach Küche – es schmeckt nach Gegend.
Ist das alles Folklore? Ja – im besten Sinn. Das Volk pflegt die Lore, die Erzählung. Aber es ist keine Konserve. Eine junge Frau aus Kempten trägt heute ein Dirndl in Nachtblau, ein junger Mann aus Garmisch die Stutzen einen Tick kürzer; im Berchtesgadener Land mischt jemand einen neuen Zwiefachen in ein altes Set. Das ist kein Stilbruch, sondern Atmung. So bleibt das Ganze lebendig.
Und wenn nachts die Lampen in den Zelten warm werden und die Maß schwerer in der Hand liegt, dann schiebt sich manchmal eine Erinnerung zwischen die Töne: ein Weg durch nasses Gras, der Ruf einer Kuh, das Klopfen eines Hammers in einer Werkstatt am Isarwinkel. Dann weiß man: Das Oktoberfest ist die Stadt, die dem Land ein Zimmer anbietet. Und das Land kommt – mit allem, was es ist.
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