Gerhard Blum: Johann Sebastian Bach, Vor deinen Thron tret ich hiermit BWV 668
Автор: Gerhard Blum
Загружено: 2025-05-11
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Von Rätseln umrankt ist Bachs – wirklich oder vermeintlich – letzte Komposition, der „Sterbechoral“ Vor deinen Thron tret ich hiermit. Kräftig am Mythos mitgestrickt hat sein Sohn Carl Philipp Emanuel, als er der posthumen Druckveröffentlichung der Fugensammlung „Die Kunst der Fuge“ als Entschädigung für die – wirklich oder vermeintlich – noch fehlenden Teile genau diese Komposition beigab (die mit dem Fugenthema der Sammlung überhaupt nichts zu tun hat!) und dazu anmerkte, sie sei von Bach „in seiner Blindheit einem seiner Freunde aus dem Stegereif in die Feder diktiret“ worden.
Tatsächlich findet sich in einer fast durchgehend autographen Handschrift aus Bachs letzten Lebensjahren neben anderen Choralbearbeitungen eine fremdschriftliche Niederschrift dieses Stückes, als deren Schreiber erst kürzlich (Wollny BJ 2023) der Bach-Schüler Christoph Transchel identifiziert werden konnte (welcher offenbar zu dieser Zeit tatsächlich Sekretärsaufgaben für Bach übernahm). Freilich erscheinen hier einige Stellen mit einer Schärfung der rhythmischen Konturen, die eigenartigerweise nicht in den Druck der „Kunst der Fuge“ übernommen wurden. Zum Vortrag ist diese Fassung (der freilich einige Takte am Schluss fehlen, weil das entsprechende Blatt verloren gegangen ist) unbedingt vorzuziehen, schon allein weil der unerträglich falsche (wenngleich harmonisch mögliche) Ganzschluss in Takt 10 der Druckfassung durch einen formal einzig logischen Trugschluss ersetzt ist.
Sowohl im Druck als auch in der Handschrift fehlen Angaben zur Ausführung (etwa auf unterschiedlichen Manualen) – was in der „Kunst der Fuge“ allerdings verständlich ist, da dieser insgesamt Besetzungsangaben fehlen. Man mag annehmen, dass die Applikation auf eine mehrmanualige Orgel damals als selbstverständlich vorausgesetzt werden konnte (Choral auf einem Solomanual). Doch kommt die zeitlose Idealität des Satzes von vier gleichberechtigten Stimmen am besten zum Ausdruck, wenn diese in der gleichen Klangfarbe erklingen.
Ergreifend ist es, wenn Bach den Titel der Choralmelodie „Wenn wir in höchsten Nöten sein“ in der offenbar von ihm diktierten Niederschrift ersetzen ließ durch einen auf dieselbe Melodie gesungenen Text: „Vor deinen Thron tret ich hiermit“ (ebenfalls vom Druck nicht nachvollzogen).
Rätselhaft bleibt das Stück aber in jedem Fall: eigentlich nichts anderes als eine schematische – freilich unendlich dichte – Tonsatzübung (jeder der vier Choralzeilen, deren Satz übrigens auf einen schon in Weimar komponierten Choral im sogenannten „Orgelbüchlein“ zurückgeht, geht eine Vorimitation voran), liegt über dem Ganzen doch ein unaussprechlicher Zauber – oder empfinden wir nur so, weil wir von den (rätselhaften...) Entstehungsumständen wissen?...
Bach's–real or supposed–last composition, the ‘deathbed chorale’ Vor deinen Thron tret ich hiermit (Before Thy throne I now appear) is surrounded by myths, starting with the remark by his son Carl Philipp Emanuel in the posthumous print publication of the fugue collection ‘The Art of Fugue’, the piece had been dictated by the nearly blind composer at the end of his life (it should be taken as compensation for the yet missing parts of the collection, which the late Bach not had been able to complete).
In fact, an almost entirely autograph manuscript from the last years of Bach's life contains, alongside other chorale arrangements, a manuscript of this piece written by a copyist, who was only recently identified (Wollny BJ 2023) as Bach's student Christoph Transchel. Some passages appear here with a sharpening of the rhythmic contours which, strangely enough, were not included in the print of the ‘Art of Fugue’. For performance, this version is absolutely preferable.
Both in the print and in the manuscript there is no information on the performance (for example on different manuals). One might assume that playing the chorale melody on a solo manual should have been as self-evident as the use of pedals. However, the timeless ideality of the four parts of equal weight is best expressed when they sound in the same timbre.
It is moving when Bach had the title of the chorale melody ‘Wenn wir in höchsten Nöten sein’ replaced by a text sung to the same melody: ‘Vor deinen Thron tret ich hiermit’ (not so in the print!).
Although the piece seems to be nothing more than a schematic–admittedly infinitely dense–compositional exercise, it speaks to us with poignant intensity–or do we only feel this way because we know about the (enigmatic...) circumstances of its composition?...
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